Der ORF bietet jeden Donnerstag "Wähle deine Kultsendung!".
Der legere Ton des Titels passt zur Moderatorin, Chris Lohner. Sie präsentiert nun wöchentlich durch Zuseherabstimmung bestimmte, so genannte Kultserien.
Derer gab es im ORF früher tatsächlich einige:
Von "UFO" über "The Munsters", "Robins Nest" bis zu "Nummer 6" und der "Raumpatrouille Orion" (Bild) und vielen anderen mehr wurde teils abwegig anmutenden Serien jener Platz eingeräumt, der heute von Abschaltimpulsauslösern aus der Welt der volksdümmlichen Musik oder von Typen wie Ottfried Fischer großräumig besetzt wird.
Man kann also Zeuge einer aussterbenden Art werden –
vorausgesetzt man derschnauft den Sendeplatz, der rund um Mitternacht anberaumt wurde.
Aussterbend deshalb, weil der ORF ja heute längst darauf verzichtet, zeitgenössische Serien, die anderswo ebenso Kultstatus besitzen, zu zeigen. Oder dann zu zeigen, dass man das für einen Kult schon auch notwendige Publikum noch erreicht.
Das Lied ist so alt wie traurig.
Der ORF vergeudet Serien wie die göttlichen "Sopranos" ...
... oder "Six Feet Under" zu nachtschlafender Zeit. Gleichzeitig wundert er sich über abwandernde Seher. Aber vielleicht sitzt man am Küniglberg ja einfach einem Irrtum auf. Bereinigen wir den doch einfach.
Also: Liebe Frau Lindner:
Mei liabste Weis, Weißblaue Geschichten, SOKO Kitzbühel und dergleichen Irrlichter werden nie Kult werden. Nicht in zehn, nicht in hundert Jahren. Echt nicht! (flu/DER STANDARD, Printausgabe, 8.7.2005)