Der Forschungsrat hat sich in der Causa Nationaler Forschungsplan bis 2010 auf Kompromisse geeinigt. Das Strategiepapier soll demnächst im Wissenschaftsausschuss diskutiert und bei den Technologiegesprächen in Alpbach der Öffentlichkeit präsentiert werden._

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Wien – Für intensive Diskussionen im Forschungsrat sorgte am Freitag der Nationale Forschungs- und Innovationsplan (Nafip) bis 2010. Auf einen grünen Zweig gekommen sind die acht Mitglieder des Rats für Forschung und Technologieentwicklung unter Vorsitz von Böhler-Vorstand Knut Consemüller in ihrer Sitzung noch nicht ganz. Es gebe aber bereits in 80 Prozent der Materie Übereinstimmung, hieß es nach der Sitzung am Freitagabend. „Über die großen Brocken sind wir uns einig“, sagte ein Sitzungsteilnehmer zum Standard. Der Rest werde von den Ratsmitgliedern schriftlich eingebracht und dann eingearbeitet. Formal beschlossen wurde das mehr als 50 Seiten starke Strategiepapier am Freitag noch nicht, das soll rund um den 18. Juli per Umlaufbeschluss erfolgen.

Warten auf Alpbach

Aus der geplanten breiten Diskussion im Wissenschaftsausschuss des Nationalrats im Sommer dürfte nun eine etwas weniger breite werden, will man den neuen Präsentationstermin bei den Technologiegesprächen in Alpbach am 25. August halten. Ob und wie dem Nafip-Entwurf die Giftzähne gezogen wurden, war nach der Sitzung noch nicht klar. Sie bestanden in der „Qualitätsoffensive“, konkret dem Wachstumspfad bei F&E-Quote und -Ausgaben bis 2010. Demnach wird sich der Unternehmenssektor von 3,3 auf 5,5 Milliarden Euro (entspricht einer Steigerung von 62,3 im Jahr 2004 auf 64 Prozent 2010) vergrößern und damit deutlich dynamischer entwickeln als der Hochschulsektor. Dieser wächst absolut zwar von 1,29 auf 1,81 Mrd. Euro, sein Anteil am Gesamtkuchen verringert sich aber von 24,2 auf 21 Prozent, weist also die deutlich schlechteste Perspektive aus.

Sorge um Universitäten

Kein Wunder also, dass seit Vorlage des Entwurfs am 22. Juni der Vorwurf von einer drohenden Aushungerung der Universitäten die Runde gemacht hatte. Schon deshalb kam eine Festschreibung dieser Entwicklung zugunsten der angewandten Forschung für einige Räte nicht infrage, zumal im kooperativen Sektor „Kraut und Rüben“ versammelt seien, vom Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen über das Forschungszentrum Seibersdorf bis zu Kompetenzzentren und Akademie der Wissenschaften.

Da schmerzt es besonders, dass neben der Elite-Universität „Austrian Institute of Advanced Studies“ (Aist) ihren Weg in den Nafip auch Spitzenforschungsinstitute namens „ACoRE“ gefunden haben, was für Austrian Center Of Research Excellence steht. Selbige sollen durch Förderung bestehender, ausgewählter Forschungs- und Entwicklungsteams in einigen wenigen Spitzenforschungseinrichtungen entstehen.

Vom Tisch ist übrigens die vom Infrastrukturministerium intensiv betriebene Junktimierung von Neubesetzung des achtköpfigen Forschungsrats (steht im September an) und Nachbesetzung der Leitung der Geschäftsstelle des Forschungsrats. Was die Geschäftsstelle betrifft, ist nun Personalberater Hill International am Zug. Er soll aus der von 21 auf 15 verkürzten Kandidatenliste via Assessment die drei besten herausfiltern. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9./10.7.2005)