Man solle doch bitte nicht immer auf den ORF schimpfen, meinte unlängst eine TV-Tagebuch-Leserin. Das sei "ideenlos" und unsereins nicht würdig, meinte sie. Danke, ja, stimmt.

Aber wie es aus dem Wald herausruft, so ruft man eben zurück. Trotzdem wollen wir heute einmal das Gute im ORF-Programm betrachten. Das erfordert genaue Suche und - hat man das Gute an seinem Sendeplatz um 22.40 Uhr erspäht, Geduld. Immerhin muss man davor "Die Starnacht am Wörthersee" überstehen, bei der zumindest in Kärnten weltberühmte Stars wie Al Bano, die Beinah-Songcontestgewinner Global Kryner oder die österreichische Antwort auf Bob Dylans Feststellung "Death Is Not The End", Opus, zu überstehen sind. Hat man das alles ohne bleibende Schäden überstanden und ist bei den darauf gezeigten "Liebensg'schichten und Heiratssachen" nicht Amok gelaufen, kann man sich auf ORF 2 Samstag alte "Kottan ermittelt"-Folgen anschauen. Acht Stück in acht Wochen. Wegen "50 Jahre Fernsehen".

Zwar nicht die allerersten, sondern die nur noch halblustigen Einstünder von Anfang der 80er-Jahre, aber man ist ja bescheiden - gemacht worden. Freuen wir uns also auf boxende Kaffeeautomaten, ballernde Krücken, den Mike Hammer lesenden Schrammel und einen Cheffahnder in Latzhosen, den damals noch etwas weniger stattlich erscheinenden Lukas Resetarits in der Titelrolle des Adolf Kottan. Ja, so liest sich das, wenn man das ORF-Programm einmal lobt. (flu/DER STANDARD, Printausgabe, 16./17.7.2005)