Washington - Die Versuche der US-Regierung, auf ihren strategischen Verbündeten Usbekistan Druck auszuüben, gefährden nach Einschätzung amerikanischer Experten zunehmend die Position Washingtons in dem zentralasiatischen Land. Die gegen sein autoritäres Regime gerichtete westliche Menschenrechtskritik habe den usbekischen Staatspräsidenten Islam Karimow dazu veranlasst, "seine Prioritäten neu zu definieren", erklärte die amerikanische Zentralasien-Beobachterin Martha Brill Olcott vom Forschungszentrum "Carnegie Endowment for International Peace" in Washington. Die Führung der ehemaligen Sowjetrepublik wende sich jetzt verstärkt ihren Nachbarn Russland und China zu.

Untersuchung

Die Forderung der US-Regierung nach einer Untersuchung der schweren Unruhen in der Stadt Andischan, wo usbekische Sicherheitskräfte im Mai nach Angaben von Menschenrechtsgruppen Hunderte von Demonstranten massakriert haben, hatte Karimow strikt zurückgewiesen. Aus dem US-Außenamt verlautete daraufhin, dass die bestehenden Divergenzen in der Frage notwendiger demokratischer Reformen keinen Einfluss auf die "gemeinsamen Verteidigungsinteressen" hätten. Die USA unterhalten einen Militärstützpunkt in Usbekistan, dessen Schließung Karimow nunmehr erwägen könnte, meint Olcott. Auch die nicht geringer werdenden Schwierigkeiten der Amerikaner im Irak könnten zum baldigen Ende der US-Militärpräsenz in Usbekistan führen, findet der Leiter des Zentralasien-Studienzentrums der Harvard-Universität, John Schoeberlein.

Unter dem Eindruck der Unruhen in Kirgisien und Usbekistan haben Russland und China ihr gemeinsames Vorgehen gegen eine Destabilisierung in Zentralasien verstärkt. Dies wurde auf dem jüngsten Gipfeltreffen der "Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit" in Kasachstan deutlich, auf dem die USA aufgefordert wurden, einen Termin für den Abzug ihrer Soldaten zu nennen, die im Rahmen des internationalen Anti-Terror-Einsatzes in Afghanistan in dessen Nachbarländern stationiert sind. Der "Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit" gehören Russland und China sowie die GUS-Republiken Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan und Usbekistan an (die so genannten Shanghai-Sechs). Das Bündnis war auf russisch-chinesische Initiative zur Abwehr der Gefahren des islamischen Fundamentalismus und Separatismus geschlossen worden. Mit Indien wurde eine enge Sicherheitspartnerschaft vereinbart. (APA)