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Die Konzernzentrale in München.

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Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Andreas von Zitzewitz sowie einen Ex-Manager des Chipherstellers Infineon wegen Korruptionsverdachts.

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München - Nach Volkswagen erschüttert nun auch den Halbleiterhersteller Infineon eine Korruptionsaffäre. Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt wegen des Verdachts auf Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung gegen Top-Manager des Chipherstellers, darunter Vorstandsmitglied Andreas von Zitzewitz. Der 45-jährige Manager erklärte am Wochenende seinen Rücktritt.

Zitzewitz wolle das Unternehmen nicht mit den laufenden Untersuchungen belasten und sich voll auf das sich abzeichnende Verfahren konzentrieren, teilte Infineon mit.

Der Aufsichtsrat von Infineon hat am Sonntag Abend das Rücktrittsgesuch des Vorstandsmitglieds Andreas von Zitzewitz erwartungsgemäß angenommen. Im Interesse des Unternehmens sei eine "schnelle Entscheidung" notwendig gewesen, erklärte Infineon-Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley am Sonntagabend in München. Das Gremium wolle sich in dem schwebenden Verfahren nicht weiter äußern. Die damit vakant gewordene Führung des Speicherchip-Geschäfts werde bis auf weiteres der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Ziebart übernehmen, teilte das Unternehmen weiter mit.

Ermittlungen

Verdächtigt werden neben dem für die Speicherchip-Sparte zuständigen von Zitzewitz auch der früher ebenfalls in diesem Bereich tätige Manager Harald E., wie Behördenleiter Christian Schmidt-Sommerfeld am Samstag auf AP-Anfrage erklärte. Weiterhin wird gegen den Betreiber einer schweizerischen Sponsoring-Agentur, Udo S., ermittelt.

Bei einer Großrazzia wurden nach Angaben von Schmidt-Sommerfeld Ende vergangener Woche die Konzernzentrale sowie Büros und Wohnungen in Deutschland und der Schweiz durchsucht. Er bestätigte weitgehend Vorabberichte von "Spiegel" und "Focus" und kündigte für (den morgigen) Montag eine Erklärung seiner Behörde an.

"Vermittlungsprovisionen"

Zitzewitz und E. wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft unter anderem vorgeworfen, von dem Betreiber der schweizerischen Sponsoring Agentur sechsstellige Vermittlungsprovisionen für die Anwerbung von Sponsoring-Partnern bei Motorsport-Veranstaltungen erhalten zu haben, die angeblich nicht versteuert wurden. Zitzewitz galt dem "Spiegel" zufolge bisher bei einem geplanten Börsengang der Speicherchip-Sparte von Infineon als Favorit für den Vorstandsvorsitz.

Zitzewitz steht laut "Focus" im Verdacht, 259.000 Euro von S. angenommen und dessen Agentur im Gegenzug Co-Sponsoring-Verträge mit Infineons Zulieferfirmen vermittelt zu haben. Der 2004 bei Infineon ausgeschiedene Manager E. soll während seiner Zeit beim Münchner Konzern für 50.000 Dollar (rund 41.000 Euro) einen Co-Sponsoring-Vertrag eingefädelt haben.

Zitzewitz ist seit der Gründung von Infineon Vorstandsmitglied bei dem Unternehmen, wo er zunächst als so genannter Chief Operating Officer für das Tagesgeschäft zuständig war.

Rechtsstreit

Grund für die Aufnahme der Ermittlungen waren laut Schmidt-Sommerfeld Äußerungen von S. anlässlich eines Rechtsstreits zwischen dessen Agentur und Infineon wegen eines vorzeitig gekündigten Sponsoring-Vertrages. S. erwähnte am Rande der nicht öffentlichen Verhandlung vor dem Münchner Landgericht, dass er Zitzewitz über drei Jahre hinweg 300.000 Euro habe zukommen lassen. Diese Bemerkung führte zu ersten Vorermittlungen, die dann die Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens und die Durchsuchungen zur Folge hatten.

"Wir unterstützen die Behörden in jeder Hinsicht bei ihren Ermittlungen. Wir sind ebenso an einer vollständigen Aufklärung interessiert", erklärte Infineon-Chef Ziebart. Das Unternehmen stellte klar, dass Infineon nach dem Ausscheiden des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Ulrich Schumacher so weit möglich alle Engagements im Motorsport beendet habe. Infineon selbst sei nicht Gegenstand der Ermittlungen. (APA/AP)