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Warten auf den Einsatzbefehl: israelische Truppen am Rande des Gazastreifens.

Foto: REUTERS/Oleg Popov
Jerusalem/Gaza - Der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon hat am Sonntag dem Militär freie Hand für Einsätze gegen militante Palästinenser gegeben. Israels Streitkräfte bereiten eine groß angelegte Bodenoffensive vor, während die palästinensische Führung nach eigenen Angaben einen angedrohten Militärschlag vorerst abwenden konnte.

Abbas verspricht Einstellung der Angriffe auf Israel

Unter dem Eindruck dieser drohenden Militäroffensive hat der palästinensische Präsident Mahmud Abbas am Sonntagabend erneut eine Einstellung der Angriffe von Extremisten auf Israel versprochen. Seine Regierung werde alles tun, um die Mörser- und Raketenangriffe auf jüdische Siedlungen im Gazastreifen und israelische Ortschaften zu stoppen, sagte Abbas vor Journalisten in der Stadt Gaza. Er könne aber nicht versprechen, dass dies schon in kurzer Zeit zu erreichen sei.

Ein Sprecher des palästinensischen Innenministeriums sagte am Sonntag in Gaza, es habe seit dem Vortag Verhandlungen und diplomatische Kontakte gegeben. Israel werde danach "im Prinzip" auf einen aggressiven Militäreinsatz verzichten. Noch am Sonntag werde eine ägyptische Delegation im Gaza-streifen eine Vermittlungsmission starten, um die Spannungen zwischen der palästinensischen Führung und der radikalen Hamas-Organisation nach den jüngsten schweren Gefechten abzubauen, sagte der Sprecher. Die Hamas solle davon abgehalten werden, weiter Raketen auf Ziele in Israel abzufeuern.

Israels Vize-Verteidigungsminister Zeev Boim kündigte am Sonntag im Militärrundfunk eine baldige Entscheidung über den Beginn der Militäraktion an. "Niemand glaubt mehr, dass (der palästinensische Präsident) Mahmud Abbas gegen den Terrorismus vorgeht", sagte Boim.

Der israelische Verteidigungsminister Shaul Mofaz sagte am Sonntag einen geplanten USA-Besuch ab. US-Außenministerin Condoleezza Rice hatte am Vortag überraschend eine Reise in den Nahen Osten angekündigt.

Der israelische Generalstabschef Dan Halutz hatte betont, der israelische Abzug aus dem Gazastreifen werde nicht unter Feuer erfolgen. Israel werde sich dann zuerst mit dem Terror auseinander setzen müssen. In den vergangenen Tagen haben militante Palästinenser im Gazastreifen dutzende Raketen auf israelische Siedlungen und Städte abgefeuert.

Hamas-Führer getötet

Israelische Soldaten erschossen am Sonntag im Gaza-streifen nach Berichten von Augenzeugen einen Befehlshaber der Hamas-Organisation. Hamas-Vertreter bestätigten den Tod ihres Kommandanten Saeed Seyam in dem Flüchtlingslager Khan Younis. Er sei von einem einzelnen Schuss in den Nacken getroffen worden. Am Freitag hatte die israelische Luftwaffe sieben Mitglieder der Organisation gezielt getötet. (Red/DER STANDARD, Printausgabe, 18.07.2005)