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Edward Heath ist in seinem Haus in Salisbury friedlich entschlafen.

Foto: REUTERS/Kieran Doherty
London - Der frühere britische Premierminister Edward Heath ist am Sonntag im Alter von 89 Jahren gestorben. Führende Politiker würdigten den Konservativen am Montag als integren Politiker mit ausgeprägter Persönlichkeit. Heath saß mehr als 50 Jahre für die Tories im Parlament. Von 1970 bis 1974 amtierte er als Regierungschef. Seine Amtszeit gilt als eher glücklos.

Als seine bleibende Leistung wird der Beitritt Großbritanniens zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft im Jahr 1972 angesehen. Von 1965 bis 1975 war Heath Chef der Konservativen, ehe er von Margaret Thatcher abgelöst wurde. Thatcher würdigte den Ex-Premier als "politischen Giganten". Premierminister Tony Blair beschrieb ihn als "politischen Führer von bedeutsamer Statur".

Geburtstag gefeiert

Noch in der Woche vor seinem Tod hatte Heath mit Gästen seinen Geburtstag gefeiert, wie ein Sprecher der Familie sagte. Allerdings sei er in letzter Zeit "erheblich schwächer" geworden. In seinem Haus in Salisbury sei er am Sonntagabend friedlich eingeschlafen. Am kommenden Montag soll er in seiner Heimatstadt beigesetzt werden.

Heath bleibt den Briten als Premier in Erinnerung, dessen Regierung zwischen zwei Amtszeiten des populären Labour-Premiers Harold Wilson eher blass erscheint. Zwar stammte er aus einfachen Verhältnissen, doch ging ihm die Volksnähe weitgehend ab. In den vier Jahren in Downing Street machte er sich viele politische Feinde, Verbündete gewann er nur wenige. Zu seinen Gegnern zählten auch die Gewerkschaften, die das britische Wirtschaftsleben während seiner Amtszeit durch zahlreiche Streiks lahmlegten. Die Streikwelle und Energieknappheit im Krisenwinter 1973/74 zwangen Heath, zeitweilig die Drei-Tage-Arbeitswoche einzuführen.

1974 unterlag Heath knapp seinem Rivalen Wilson bei den Parlamentswahlen. Im folgenden Jahr stürzten die Konservativen ihn und wählten Margaret Thatcher an die Spitze, die in der Folge bei drei Unterhaus-Wahlen erfolgreich sein sollte. Heath fühlte sich von Thatcher düpiert und zog sich auf eine Haltung zurück, die in Großbritannien als "das längste Schmollen der modernen Politik" bekannt werden sollte. In den nächsten 26 Jahren saß ein zusehends korpulenter Heath auf den hinteren Bänken des britischen Unterhauses. Das Angebot, als Botschafter in die USA zu gehen, schlug er aus.

Erst im Jahr 2001 schied er aus dem Unterhaus aus, wo er im Jahr 1950 das erste Mal Platz genommen hatte. Zuvor hatte der 1916 im Südosten von England geborene Heath als Soldat im Zweiten Weltkrieg gedient. Nach dem Krieg versuchte er sich unter anderem als Geschäftsmann und Journalist. Der lebenslange Junggeselle galt aber auch als großes musikalisches Talent und hätte die Begabung fast zu seinem Beruf gemacht. Auch als Segler zeichnete er sich aus.

Blair würdigte Heath als "Mann großer Integrität und großer Überzeugungen". Nie sei er von dem abgewichen, an das er geglaubt hat. Der derzeitige Tory-Chef Michael Howard sagte, Heath habe "einen enormen Beitrag zum politischen Leben" geleistet. Nach dem Abgang des Europafreunds Heath hatten die Konservativen einen zunehmend europaskeptischen Kurs eingeschlagen.

Thatcher würdigte Heath als "ersten modernen konservativen Führer". Als Premierminister sei er "mit den enormen Problemen" des Nachkriegs-Großbritannien konfrontiert gewesen. Auch wenn diese Probleme "ihn womöglich niedergerungen haben", so habe er doch in seinem politischen Programm gezeigt, wie die Probleme niedergerungen werden könnten, erklärte Thatcher. "Dafür und für vieles andere stehen wir alle in seiner Schuld." (APA)