Santiago - Mit der Reform der Verfassung von 1980, die am 16. August von den beiden Häusern des Parlaments auf einer gemeinsamen Sitzung beschlossen werden soll, verabschiedet sich Chile definitiv vom politischen Erbe des früheren Militärdiktators General Augusto Pinochet, der das südamerikanische Land nach seinem blutigen Putsch vom September 1973 siebzehn Jahre lang beherrschte. Nach 15 Jahren demokratisch legitimierter Regierungen sei die "Periode der Transition" nun beendet, erklärte der sozialistische Staatspräsident Ricardo Lagos.

Schreckensherrschaft

Zwar waren die chilenischen Militärs nach ihrer Schreckensherrschaft 1990 in die Kasernen zurückgekehrt, als der Christdemokrat Patricio Aylwin zum Präsidenten gewählt wurde. Die für Pinochet maßgeschneiderte Verfassung entzog das Militär jedoch der Kontrolle der Regierung und des Parlaments. Mit der bevorstehenden Verfassungsrevision wird der Präsident, dessen Amtszeit von sechs auf vier Jahre verkürzt werden soll, Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er ernennt und entlässt künftig die Kommandanten der Teilstreitkräfte. Das Militär verliert auch die acht lebenslänglichen Sitze im Senat (Oberhaus).

Regierungskoalition

Die besten Chancen, die Nachfolge von Präsident Lagos nach den Wahlen im Dezember anzutreten, hat derzeit die Sozialistin Michelle Bachelet. Sie kandidiert für die Regierungskoalition "Concertación" aus Christdemokraten, Sozialisten, Radikalen und Sozialdemokraten. Im rechten Lager bewerben sich Santiagos Bürgermeister Joaquín Lavín für die "Unabhängige Demokratische Union" (UDI) und der Unternehmer Sebastián Pinera für die "Nationale Erneuerung" (RN) um das höchste Staatsamt. Das linke Bündnis "Juntos podemos" (Gemeinsam können wir) hat Tomás Hirsch nominiert.

Von der ehemaligen Verteidigungsministerin Bachelet, der ersten in Lateinamerika, glauben die meisten Wähler, sie könne am besten die Probleme der Arbeitslosigkeit, im Gesundheits- und Bildungssektor und bei der Bekämpfung der Armut angehen. Die 53-Jährige, die während der Diktatur im Exil lebte und deren Vater, ein General, von den Militärs umgebracht wurde, wird wegen ihrer Vergangenheit und ihrer politischen Laufbahn als überaus integer respektiert. Bisher lag sie in allen Umfragen bei etwa 55 Prozent der Stimmen und damit weit vor den Kandidaten der Rechten. (APA/AFP)