Paris - Ein erster Prozess gegen den früheren irakischen
Staatschef Saddam Hussein dürfte nicht vor Oktober oder November vor
dem Sondertribunal in Bagdad eröffnet werden. Das sagte der
französische Anwalt Emmanuel Ludot, der zu den Verteidigern von
Saddam Hussein gehört, am Montag in Paris. In dem Prozess, dessen
Eröffnungsdatum in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden solle,
werde es allein um das Massaker von Dujail 1982 mit 143 schiitischen
Toten gehen.
Versuchsballon
"Dieses erste Verfahren wird als Versuchsballon dienen, es soll
das irakische Sondertribunal einarbeiten und erkennbar machen, wie
der Widerstand reagiert", erklärte Ludot. "Die Richter wollen ein
sehr gutes Bild von der irakischen Justiz abgeben und die Gefahr
vermeiden, das es zu einem Fiasko kommt." Deshalb werde es so viele
Prozesse wie Vorwürfe gegen Saddam Hussein geben. Das Tribunal hatte
am Sonntag erste Anklagepunkte vorgebracht.
Einflussnahme
Ministerpräsident Ibrahim al-Jaafari hatte erklärt, die Regierung
werde keine internationale Einflussnahme auf den geplanten Prozess
dulden. Die US-Regierung soll hinter den Kulissen versucht haben, den
Prozessbeginn hinauszuzögern, weil sie mit einer Verstärkung der
Aktivitäten von Aufständischen rechnet. Der irakische Vizepräsident
Adil Abdul Mahdi hatte erklärt, es gebe sowohl im Irak als auch aus
dem Ausland "Druck" auf die Regierung mit dem Ziel, den Prozessbeginn
aufzuschieben. Die Amerikaner haben sich von einigen Kreisen im Irak
den Vorwurf eingehandelt, dass sie befürchteten, Saddam Hussein
könnte vor Gericht Geheimnisse preisgeben, die für Washington
unangenehm wären. (APA/dpa)