Der ukrainische Geheimdienst hat am Mittwoch mit der Analyse von Tonbändern begonnen, die eine Verwicklung des ehemaligen Präsidenten Leonid Kutschma in den Mord an einem Enthüllungsjournalisten belegen sollen. Die Untersuchung werde vier Wochen dauern, sagte Geheimdienstchef Olexandr Turtschinow. Die Mitschnitte will ein ehemaliger Leibwächter Kutschmas gemacht haben. Der Ex-Präsident wird verdächtigt, die Ermordung von Georgi Gongadse angeordnet zu haben, weil dieser über Korruption in der Regierung berichtet hatte.

Dem Geheimdienst liegen laut Turtschinow Tonbänder von 700 Stunden Länge vor. Die Ermittler konzentrierten sich jedoch auf 20 bis 30 Minuten, auf denen Kutschmas Stimme zu hören sein soll. Darin beschwert sich der Ex-Präsident mehrmals über Gongadses Berichte und weist seinen damaligen Innenminister Juri Krawtschenko an: "Schmeiß ihn raus, überlass ihn den Tschetschenen".

FBI eingeschaltet

Sollte sich die Echtheit der Mitschnitte bestätigen, muss laut Turtschinow ein Gericht entscheiden, ob sie als Beweis zugelassen werden. In die Untersuchung sei auch die amerikanische Bundespolizei FBI eingeschaltet worden. Amerikanische Ermittler hätten die Echtheit der Mitschnitte bereits bestätigt.

Gongadse war im September 2000 entführt worden, einen Monat später wurde seine enthauptete Leiche in der Hauptstadt Kiew gefunden. Im März dieses Jahres wurden zwei ehemalige Polizisten wegen Mordes an dem Journalisten angeklagt. Ein weiterer Verdächtiger darf Kiew nicht verlassen, gegen einen vierten wurde ein internationaler Haftbefehl erlassen. Einer der wichtigsten Zeugen, Ex-Innenminister Krawtschenko, hatte kurz vor seiner Vernehmung zu dem Mordfall Selbstmord begangen. (APA)