Schimanski im Sturzflug: 13 Folgen mit dem Polizisten aus dem Ruhrpott dürfen vorerst nicht mehr gespielt werden. Sie werden auf illegale Schleichwerbung geprüft.

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Aufregung um Schleichwerbung wie in Deutschland ist hier zu Lande nicht zu erwarten. Nicht weil es sie nicht gibt, sondern weil der Gesetzgeber großzügiger damit ist, sagt ein Experte.

Der Skandal um Schleichwerbung in deutschen öffentlich-rechtlichen Sendern wirkt sich jetzt auch aufs Programm aus: 67 Sendungen und zwei Serien werden für Wiederholungen in ARD-Programmen gesperrt. Es soll geprüft werden, ob unzulässige Produktplatzierungen darin enthalten sind. Demnächst nicht im Programm sein werden demnach 13 "Schimanski"-Krimis, 38 "Tatorte" und 16 weitere Fernsehfilme. WDR-Intendant Fritz Pleitgen spricht in der "Süddeutschen Zeitung" von einer "schweren Schädigung", weil ein Programmvermögen von rund 75 Millionen Euro brachliege. Ist Vergleichbares auch hier zu Lande möglich?

Nur schwer, was aber nicht damit zusammenhängt, dass es im österreichischen Fernsehen weder Schleichwerbung noch verbotenes Product Placement gibt. Michael Ogris, Behördenleiter der KommAustria, hält die gesetzlichen Bestimmungen in Deutschland für "viel restriktiver". Die jetzt zur Prüfung gelangenden "Tatorte" seien ein gutes Beispiel dafür, sagt Ogris. "Bei uns sagt der Gesetzgeber, dass die Bestimmungen für Product Placement bei Fernsehserien und Kinofilmen nicht zum Tragen kommen."

Schwärme etwa Carrie Bradshaw in "Sex and the City" von einer ganz bestimmten Schuhmarke, sei dergleichen für die Ausstrahlung in Österreich nicht zu verhindern. Anders bei Eigenproduktionen: Ob man hier gleich kulant sein könne, sei "in Österreich im Gegensatz zu Deutschland nicht geklärt".

Trotzdem wird die Medienbehörde KommAustria Monat für Monat bei ihrer Suche nach Werbeverstößen fündig. Sogar in der "ZiB 1" entdeckte sie verbotene Produktplatzierungen.

Marktorientiert

Wenn sich Product Placement sowieso in die Programme einschleicht, dann wäre doch die bisherige Trennung von Werbung und Inhalt gleich ganz verzichtbar, meint indessen die EU-Kommissarin Viviane Reding. Ogris hält das für "sehr marktorientiert": "Die Werbetreibenden versuchen immer mehr aus dem konservativen Werbeblock in andere Werbeformen zu kommen." Prompt reagierte der deutsche Verbraucherschutz. Er sieht die Presse- und Informationsfreiheit in Gefahr. (Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 21.7.2005)