Nairobi - In Anwesenheit des kenianischen Präsidenten Emilio Mwai Kibaki fand am Mittwoch in der Kathedrale von Isiolo die Begräbnismesse für den ermordeten Bischof Luigi Locati statt. Der am 14. Juli von Unbekannten erschossene Bischof habe sein Leben für die Menschen eingesetzt, betonte Erzbischof-Koadjutor John Njue von Nyeri in seiner Predigt.

Das Leben von Locati spreche für sich selbst, es sei "eine Lehre des Friedens für alle". Die Begräbnismesse für Locati wurde vom Apostolischen Nuntius in Nairobi, Erzbischof Alain Paul Lebeaupin, in Konzelebration mit 17 kenianischen Bischöfen gefeiert.

"Demütiger und tapferer Mann"

Präsident Kibaki, selbst Katholik, bezeichnete Bischof Locati im Gespräch mit Journalisten als "demütigen und tapferen Mann des Friedens". Locati, der mehr als 40 Jahre in Kenia tätig war, habe sein Leben den an "den Rand Gedrängten" gewidmet. Kibaki verurteilte die Mordtat in entschiedenen Worten. Die Ermordung Locatis und das Blutbad von Tursi in der Provinz und Diözese Marsabit wenige Tage zuvor - mit fast 80 Toten - seien "Wunden" am Leib der Nation.

Die kenianischen Sicherheitsbehörden haben bisher sechs Verdächtige verhaftet. Der stellvertretende Polizeichef von Isiolo, Robert Kitur, wollte keine Möglichkeit ausschließen: Es könne sich um Raubmord, um eine Konsequenz der interethnischen Spannungen im nördlichen Kenia, aber auch um "dramatische Folgen innerkirchlicher Auseinandersetzungen" rund um die Nachfolge des 77-jährigen Locati handeln. Nuntius Lebeaupin betonte hingegen, es sei um einen "kriminellen Akt" ohne politische oder religiöse Hintergründe gegangen.

Im Gegensatz dazu meinte der Missionar Tobias Oliveira, der von der portugiesischen katholischen Nachrichtenagentur "Ecclesia" zitiert wurde, in den letzten Monaten habe sich in Isiolo der aus dem Ausland gesteuerte islamische Fundamentalismus bemerkbar gemacht. Zwei katholische Schulen hätten auf Grund dieser Agitation geschlossen werden müssen. Die Entschlossenheit des Bischofs, die Schulen wieder zu eröffnen, sei möglicherweise Grund für den Mordanschlag gewesen. (APA)