Nach UN-Angaben kamen bei dem Völkermord von 1994 in dem ostafrikanischen Staat rund 800.000 Tutsi und gemäßigte Hutu ums Leben. In vielen Orten suchten damals bedrohte Tutsi Zuflucht in Kirchen und Pfarrzentren. In den vergangenen Jahren waren in Ruanda und in Belgien mehrere Priester und Ordensleute wegen angeblicher Mitwirkung an Massakern angeklagt und zum Teil verurteilt worden.
Rolle der Kirche
Beobachter erwarten, dass die Befragung des Erzbischofs vor einem der seit Jahresbeginn eingerichteten Volksgerichte in Ruanda die Debatte über die Rolle der Kirche während des Völkermords neu entfachen wird. Die derzeitigen Machthaber in Kigali stehen zum größten Teil der katholischen Kirche ablehnend gegenüber. Hochrangigen Kirchenvertretern werden systematisch enge Verbindungen mit den Drahtziehern der generalstabsmäßig durchgeplanten Massaker von 1994 vorgeworfen. Der Vatikan hat zur Kenntnis genommen, dass einzelne Kirchenleute an Verbrechen beteiligt waren, lehnt eine pauschale Verurteilung aber ab.