Bagdad/Washington - Nach dem Ausstieg der Sunniten aus
dem irakischen Verfassungskonvent will das Gremium seine Beratungen
nur noch eingeschränkt fortsetzen. Über Schlüsselfragen wie die
föderale Ordnung des Iraks solle erst gesprochen werden, wenn die
zwölf sunnitischen Konventsmitglieder zurückkehrten, sagten
Delegierte von Schiiten und Kurden am Samstag. Damit gerät der
Zeitplan für die Verabschiedung der Verfassung in Gefahr: Das
Dokument sollte spätestens am 15. August dem Parlament zur Abstimmung
vorgelegt werden.
Boykott
Die Sunniten wollen den Boykott nur beenden, wenn eine
internationale Untersuchung zu dem Attentat auf das am Dienstag
getötete sunnitische Konventsmitglied Midjbil Issa anberaumt wird.
Zudem fordern sie mehr Einfluss. Das schiitische Konventsmitglied
Kassim Daud äußerte sich am Samstag dennoch zuversichtlich, dass die
Sunniten bald zurückkehren würden. Man habe beschlossen, den
Personalschutz für die sunnitischen Kollegen zu verstärken.
Zu den wichtigsten noch offenen Streitpunkten zählen das künftige
Verhältnis der Regionen zur Zentralregierung sowie die Rechte der
verschiedenen Volksgruppen. Die kurdischen Konventsmitglieder
scheiterten am Samstag mit der Forderung, in acht Jahren ein
Referendum über eine Unabhängigkeit ihrer Gebiete im Nordirak
abhalten zu dürfen. Dort genießen die Kurden eine weitgehende
Autonomie, die sie im Schutz der 1991 von den USA eingerichteten
Flugverbotszone erlangten. (APA/AP)