Rom/Paris/Genf - Nach den Terroranschlägen von Sharm el-Sheikh schreibt die römische Zeitung "Il Messaggero" am Sonntag:

"Gegen Bomben dieser Art gibt es nicht viel Schutz, wenn man einmal von einem allgemeinen Ruf zu den Waffen absieht. Einen Ruf, der in erster Linie zwei islamische Staaten betreffen würde, Pakistan und Saudiarabien. Gemeint ist das Pakistan der Tausenden auf einen Jihad ausgerichteten Koranschulen. Und gemeint ist das doppelzüngige Saudiarabien, das auf der einen Seite westlich orientiert, auf der anderen Seite aber Unterstützer von Osama bin Laden ist. Von nun an ist nicht mehr die Zeit für solche Doppeldeutigkeiten. Was gebraucht wird, ist Klarheit und konsequentes Handeln."

"La Stampa" (Turin):

"Der Krieg gegen den Westen, den die islamischen Fundamentalisten mit ihren Selbstmordanschlägen und ihren Einschüchterungen per Internet erklärt haben, ist im Augenblick dabei, auf organisierte und systematische Art und Weise eine zweite Front gegen Europa zu eröffnen. Während London nach dem 7. Juli in einem Klima der Angst und der Unsicherheit lebt, das sogar tragische Irrtümer produziert, haben die Strategen des Terrors entscheiden, den Touristen in dieser heiteren und vollbesetzten Stadt am Roten Meer blutige Ferien zu bereiten. (...)

Wenn auch der geographische Ort dieses Anschlags im Nahen Osten liegt, so scheint doch das wahre politische und ideologische Ziel der Terroristen in dieser ernsten Situation - da Großbritannien verletzt, Dänemark eingeschüchtert und Italien bedroht ist - vor allem Europa zu sein. Was sich in dieser verwestlichten Ecke der ägyptischen Wüste gerade ereignet hat, ist mit aller Wahrscheinlichkeit ein Mosaik, eine sauber kalkulierte Episode in diesem mobilen und unbeweglichen Krieg, den die Terroristen im vergangenen Jahr in Madrid begonnen haben und der sich nun auf andere Hauptstädte unseres Kontinents ausbreitet."

"Le Monde" (Paris):

"Die Anschläge von Sharm el-Sheikh lassen bei Terrorexperten eine Frage aufkommen, die sie sich bisher nicht stellen wollten: Hat dieser nebulöse islamische Terrorismus sich auf den Weg einer langfristigen Strategie begeben, der seit dem 11. September von Strategiespezialisten als "Vierter Weltkrieg" bezeichnet wird? Seit den Anschlägen in den USA und den diversen Nachbeben hat es niemals einen so schnellen Rhythmus der Terroraktionen gegeben. (...)

Diesmal haben sie die westlichen Geheimdienste genauso wenig kommen sehen wie die ägyptischen. Auch vor den Anschlägen am 7. Juli in London schienen sie keine greifbaren Informationen besessen zu haben. Das stellt jenseits der Zusammenarbeit der Geheimdienste ihr Herangehen an das Phänomen des islamischen Terrorismus in Frage. Die Jihad-Bewegung scheint sich angesichts des kolossalen Einsatzes technischer Mittel ständig anzupassen und neu zu organisieren. Die Experten haben offenbar Probleme, dieses Phänomen zu meistern, weil sie sich zu Gunsten der Technik und des Datenaustauschs aus der echten Arbeit auf dem Terrain und der Spionage im klassischen Sinne zurückgezogen haben."

"Sonntagszeitung" (Zürich):

"Der Kampf für ein weltweites Kalifat begann mit der islamistischen Revolution des Ayatollah Khomeini in Iran. Khomeini gab das Leitmotiv aus, das Islamisten seither, von Afrika über New York, Bali, Istanbul, Casablanca bis London und nun Ägypten, in die blutige Tat umsetzten: 'Tötet die Ungläubigen'. Es handelt sich um eine pervertierte Deutung des Islam; sie hat Millionen von Gemütern vergiftet und Tausende in einen Todeskult getrieben, der nun auch inmitten der multi-ethnischen Gesellschaften Europas floriert. Die Frontlinie des Konfliktes mit dem totalitären Islam verläuft durch unsere Vorstädte. Was es noch schwieriger macht, die richtige Antwort zu finden. Polizeiliche Aktionen allein reichen nicht. Allen voran bedarf es aktiver Hilfe der muslimischen Minderheiten, das fundamentalistische Virus in ihren Reihen zu bekämpfen." (APA/dpa)