Lydia Ninz Katinka Nowotny

Wien - "Jetzt habt's so schön ausbaut und jetzt ist alles weg." Die ältere Dame im braunen Mantel, die am Samstag ihre Einkäufe beim Meinl in der Krottenbachstraße zeitig erledigt, scheint echt besorgt. "Nur die Überschrift wird sich ändern, sonst nix", beruhigt der schlanke Verkäufer, der gerade Frischobst schlichtet. "Ob da Hudriwudri draufsteht oder sonstwas, ist ja egal. Mein wirklicher Chef sind die Kunden", fügt der Mann mit professionellem Pfiff hinzu.

Ein bisschen Kritik kann er sich nicht verkneifen. Tja, das Herzblut von Julius Meinl V. sei halt nie am Lebensmittelhandel gehangen, das habe er schon beim letzten Mal gemerkt. Der sonstigen Meinl-Familie täte die Trennung schon Leid, meint er und zeigt auf seine Tränensäcke. Aber der Konzernchef sei halt durch und durch ein Banker.

"Herr Chef, wo sind die Paprika?", funkt ein ungeduldiger Kunde dazwischen. Eine eilige Handbewegung und schon ist der Meinl-Mann wieder beim Julius: "Der hat sich eine Umsatzrendite von fünf Prozent erwartet. Viel zu viel. Nicht einmal der Billa schafft das. Mehr als zwei Prozent sind da nicht zu holen."

Nach außen läuft's im vor kurzem nach dem "Gourmet-Plus"-Konzept umgebauten Laden wie immer. Kaum Leute beim Käse, die üblichen Kaffeegenießer um die runden Stehtische, die gewohnte Warteschlange beim Brot.

"Wir wissen nichts, wir sind die Letzten", antwortet eine der emsigen Brotverkäuferinnen einer Kundin. "Am 15. Mai läuft meine Gourmet-Karte aus. Ich wollte sie verlängern. Geht das überhaupt noch?", hatte die Döblinger Bürgerfrau gefragt.

"Ich frag' mich, warum der Meinl so viel Geld in den Umbau gebuttert hat. Ich lese in der Zeitung ja immer wieder, am soundsovielten wird neu eröffnet", mischt sich eine der Wartenden ins Gespräch. "Und ich frag' mich, warum die mich von der Donaufelderstraße hierher versetzt haben, weil die Donaufelderstraße verkauft werden sollte. Da hätte ich ja gleich bleiben können", wird die junge Verkäuferin emotionell.

Keine Angst um Jobs

Dass Personal ausgetauscht wird, fürchtet hier niemand. "Wir suchen ja Leute. Aber wer will schon Samstag arbeiten?", ist sich ein Meinl-Mann seines Jobs sicher. Die stets freundliche Fisch-Verkäuferin nimmt es auch gelassen: "Ich lass' mir deswegen sicher keine grauen Haare wachsen."

Szenenwechsel in Richtung Westbahnhof. Die Wurstverkäuferin zittert sehr wohl um ihren Job. "Ich war drei Jahre bei Meinl, dann woanders und bin seit sechs Wochen wieder hier. Da hat man schon Angst, ob sie einen behalten." Im Schaufenster hängen noch die saloppen Sprüche: "Echt cool - Lehre bei Meinl".

"Ich war verliebt in Meinl, habe 16 Jahre da gelernt, da begonnen, es tut weh, dass es den nicht mehr gibt", gesteht der Filialleiter der Reporterin. Auch Kundin Gerti Hofbauer mag den Mohren. "Der gehört einfach zu Österreich."

Das Ende des Mohren sieht Kunde Peter Dworak ohne jedwede Sentimentalität. "Das Symbol ist rassistisch, und deshalb ist es nicht schade, wenn es weg ist", findet der Mann. Die Familie Meinl sei nicht rassistisch, fügt er rasch hinzu. "Mein Vater kannte noch den alten Meinl." Er wird nicht mehr bei Spar einkaufen, das ist fix. Die Qualität sei bereits in den letzten Jahren gesunken.

Anders Gerti Hofbauer. Sie wird wiederkommen. Allerdings nur, wenn Spar die gleiche Ware führen wird wie Meinl. Auch Bettina Dürrheim knüpft ihr Wiederkommen ans Sortiment, aber auch an den Preis. "Wenn der Preis runtergeht, werde ich auch weiter kaufen." Dass die Preise unter neuer Führung sinken werden, das nimmt Frau Hofbauer auf alle Fälle an.