Nuuk/Kopenhagen - Grönländische Politiker haben sich für
eine Entscheidung der UNO im Streit um die etwas mehr als einen
Quadratkilometer große Insel Hans zwischen Grönland und Kanada
ausgesprochen. Der seit rund 30 Jahren bestehende Disput war nach
einem Besuch des kanadischen Verteidigungsministers Bill Graham auf
der unbewohnten Insel vergangenen Freitag aktuell geworden. Der für
äußere Angelegenheiten Grönlands zuständige, der Autonomieregierung
angehörende Josef Motzfeld sprach von einer "Okkupation" der Insel
durch Kanada.
Motzfeld bezeichnete im grönländische Radio KNR am Montagabend die
Insel-Visite Grahams als "unverschämte Handlung" von kanadischer
Seite. Bisher seien sich beide Seiten einig gewesen, dass man über
die Besitzverhältnisse der Insel Hans uneins sei. Daher falle der
Disput unter die UNO-Seerechtskonvention. Einer der im dänischen
Parlament sitzenden vier grönländischen Abgeordneten, Kuupik Kleist,
rief explizit die Vereinten Nationen dazu auf, in der Frage Stellung
zu beziehen.
Die dänische Regierung hatte am Montag der kanadischen
Botschafterin in Kopenhagen eine Verbalnote überreicht, in der sie
gegen den unangekündigten Besuch Grahams auf der in der Nares-Straße
zwischen Nordgrönland und dem kanadischen Ellesmere Island gelegenen
Insel protestierte. Grönland gehört wie die im Nordatlantik gelegenen
Färöer zu Dänemark, genießt aber eine weit reichende Autonomie.
1973 hatten Dänemark und Kanada eine Grenzlinie entlang der Nares-Straße zwischen Grönland und der kanadischen Ellesmere-Insel gezogen und festgelegt, dass über die Zugehörigkeit der kleineren Inseln in dieser Region später entschieden werde. 1984 sorgte der dänische Minister für Grönland-Angelegenheiten, Tom Hoeyem, für Verstimmung, weil er eine dänische Flagge auf Insel Hans aufzog. Kurz vor Grahams Besuch hissten nunmehr kanadische Soldaten ihre Landesflagge auf der Insel. (APA/AP)