Hamburg/Wien - Die iranische Führung, die offiziell behauptet, Nukleartechnik nur für friedliche Zwecke nutzen zu wollen, kauft weiterhin und verstärkt Komponenten für eine Atomwaffe. Das legen geheime Dokumente nahe, auf die sich "Spiegel Online" in einem Bericht am Montag berief.

Teheran hat demnach zwei verdächtige Deals abgeschlossen, die über iranische und südkoreanische Firmen laufen. In eines der dubiosen Geschäfte ist - wahrscheinlich ohne ihr Wissen - auch die französische Firma EADS Sodern verwickelt.

Das erste Geschäft wurde laut einer "Proforma Rechnung" am 24. Dezember 2004 zwischen dem iranischen Unternehmen Partoris und den Kyung-Do Enterprises in Südkorea abgeschlossen. Es geht um insgesamt 300 Einheiten von Nickel 63 (Gesamtpreis: 98.720 US-Dollar).

Dieses radioaktive Material sendet Elektronen aus und kommt in Atombombenzündern zum Einsatz. Es gibt auch zivile Anwendungsfelder für Nickel 63, beispielsweise in Rauchdetektoren. Allerdings ist der von Teheran angeforderte Isotopenanteil (15mCi) - er verlangt einen Transport in besonders geschützten Behältern - dafür viel zu hoch. Seltsam ist auch, unter welcher Geheimhaltung das Geschäft abgewickelt wird. So benutzt Partoris, um Spuren zu verwischen, einen Tarnnamen ("Parto Namaje Tolua").

Das zweite Geschäft betrifft sogenannte Tritium Targets. Sie kommen in Neutronenquellen zum Einsatz, mit denen die Kettenreaktion in Atombomben ausgelöst werden kann. Solche Targets gehören zu den sogenannten Dual-Use-Produkten, die zivile wie waffentechnische Funktionen erfüllen. Für Teheran sind sie schwer erhältlich, da auch die UNO-Kontrolleure der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nach zahlreichen nachgewiesenen iranischen Täuschungsmanövern den Absichten des Mullah-Regimes misstrauen; dies hat zu einem De-facto-Embargo von Dual-Use-Stoffen geführt.

Die Iraner wählten deshalb laut "Spiegel Online" einen Umweg: Sie ließen ihre südkoreanischen Freunde die potenziell "heiße Ware" bei der französischen Firma EADS Sodern bestellen - und das Material (Preis: 33.000 US-Dollar, nach Expertenansicht stark überteuert) dann weiterleiten. Den Franzosen blieb der letzte Käufer ihres Produkts offensichtlich verborgen. (APA)