Zwar sind die beiden "Ausländer", die niederländische Großbank ABN Amro und die spanische BBVA im Übernahmekampf für Italiens Banken gescheitert. Die von Zentralbankchef Antonio Fazio bevorzugten italienischen Bieter haben den Kampf gewonnen. Das letzte Wort ist aber trotzdem noch nicht gesprochen.

Denn die italienische Börsenaufsicht Consob hat am Wochenende festgestellt, dass die Banca Popolare Italia (BPI), die sich mehr als 50 Prozent der Anteile an der Antonveneta gesichert hat und deren Übernahmeangebot für die Bank aus Padua derzeit läuft, "geheime Absprachen" mit einigen der neuen Anteilseigner getroffen habe. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Hauptversammlung verschoben

Die für Montag einberufene Antonveneta-Hauptversammlung, bei der der neue Verwaltungsrat gewählt werden sollte, wurde auf 27. Juli verschoben. Zu wenige Aktionäre waren gekommen.

Nun droht ein Teil der von BPI und ihren Partnern gehaltenen Stimmen bei Antonveneta vorläufig eingefroren zu werden. Das bedeutet, dass die niederländische ABN Amro, mit derzeit knapp 30 Prozent Anteilen an Antonveneta, den Verwaltungsrat stellen könnte, obwohl ihr Angebot abgeblitzt ist.

Der Bieterkampf um die zwei italienischen Banken, die Banca Antonveneta (Padua) und die Banca Nazionale del Lavoro-BNL (Rom) hat nicht nur langwierige juristische Nachwirkungen. Der umstrittene Patriotismus im italienischen Bankwesen droht nun auch wirtschaftliche Folgen zu haben.

Drohender Rückzug

"Ausländische Direktinvestoren werden sich von Italien zurückziehen", befürchtet Diego Della Valle, erfolgreicher Schuhunternehmer (Tod's) und Großaktionär bei BNL. Der Unternehmer warf dem Zentralbankchef Fazio in einem Pressegespräch sogar die Verletzung seiner Neutralitätspflicht vor. ABN Amro hat bereits reagiert: Minderheitsaktionäre wollen nicht bleiben, sondern ihre 30 Prozent an Antonveneta an die BPI verkaufen.

Fraglich ist auch, ob der genossenschaftlich organisierte Versicherungskonzern Unipol und BPI die Übernahmen finanziell überhaupt verkraften. Zweifellos haben beide im Bieterkampf einen gesalzenen Preis bezahlt. UniCredit-Bankchef Alessandro Profumo hatte vor Kurzem gemeint, dass "die Preise für italienische Banken zu hoch sind".

Die Gefahr ist groß, dass sich die "weißen Ritter" an ihren Übernahmen verschlucken. Denn die Kapitalisierung von Unipol macht nur ein Viertel der zu übernehmenden BNL aus. Und der Marktwert der BPI beträgt beinahe ein Drittel der Antonveneta. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.07.2005)