"Einen Kuss auf die Stirn" bot Bankchef Gianpiero Fiorani dem italienischen Zentralbankgouverneur Antonio Fazio an. Und zwar als Dank für das Plazet der Notenbank beim öffentlichen Tauschangebot der Banca Popolare Italia (BPI) für Antonveneta.

In der Übernahmeschlacht um die nordostitalienische Volksbank Antonveneta, bei der die niederländische ABN Amro von der kleinen BPI ausgestochen wurde, spielte Zentralbankchef Fazio eine fragwürdige Rolle. Die Mailänder Staatsanwaltschaft ermittelt nun, ob Fazio seiner Rolle als Bankaufsicht wohl nachgekommen sei. Es bestehe Verdacht, er habe den den Spielraum der Aufsicht in "diskriminierender Weise" genutzt.

Absprachen

Das Fass zum Überlaufen brachten von der Börsenaufsicht Consob festgestellte, geheime Absprachen zwischen dem Sieger, BPI-Bankchef Fiorani, mit seinen Verbündeten. Am 12. Juli um Mitternacht rief Zentralbankchef Fazio persönlich den weißen Ritter "Fiorani" an. "Ich habe gerade (das öffentliche Tauschangebot, Anm.) unterschrieben", teilte Fazio dem Banker mit - bevor Börsenaufsicht und Markt darüber informiert wurden. "Ich würde dich dafür am liebsten auf die Stirne küssen", bedankte sich Fiorani überschwänglich. Formal ist der virtuelle Kuss zwar kein Vergehen, er wirft aber ein schräges Licht auf den Zentralbankchef. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.7.2005)