Wien - Die beiden weltweit größten Ratingagenturen Standard & Poor's (S&P) und Moody's erwarten eine Sicherstellung der österreichischen Bahnfinanzierung durch die öffentliche Hand. Dies betonten die beiden Agenturen in einer neuen Bonitätsbewertung für die ÖBB-Infrastruktur Bau AG. Hintergrund des Ratings ist eine geplante Finanzierung über den Kapitalmarkt.

Die zuletzt angekündigte Milliarden-Anleihe werden die ÖBB voraussichtlich im vierten Quartal dieses Jahres begeben, erklärte eine Unternehmenssprecherin am Mittwoch auf APA-Anfrage.

S&P und Moody's berufen sich bei ihrer Bewertung auf das Bundesbahnstrukturgesetz 2003. Dort heißt es wörtlich: "Der Bund, vertreten durch den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie gemeinsam mit dem Bundesminister für Finanzen, hat dafür zu sorgen, dass (...) der ÖBB-Infrastruktur Bau AG die zur Erfüllung ihrer Aufgaben und zur Aufrechterhaltung ihrer Liquidität und des Eigenkapitals gemäß dem genehmigten Rahmenplan erforderlichen Mittel zur Verfügung stehen."

Verpflichtung zur Sicherstellung

Angesichts dessen gehen die Agenturen von einer "Verpflichtung des Bundes" zur "Sicherstellung ausreichender Mittel" für die Bau AG aus. Deshalb und wegen der "strategischen Bedeutung" der Schienenerrichtungsgesellschaft für die Republik hätten die Rating-Agenturen die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens mit der höchstmöglichen Bonität "AAA" bewertet, teilte die ÖBB-Infrastruktur Bau AG am Mittwoch mit. Auch den Ausblick auf die zukünftige Zahlungsfähigkeit schätzen S&P und Moody's als stabil ein.

Die Bonitäts-Bewertungen entscheiden darüber, zu welchen Konditionen sich Firmen Kredite an den Kapitalmärkten holen können: Je besser die Einstufung, desto billiger wird der Bittgang bei den Geldgebern.

Bei den ÖBB zeigt man sich daher über die gute Bewertung erfreut: "Das AAA-Rating ermöglicht uns den Zugang zum internationalen Kapitalmarkt, wo wir zu besten Konditionen Geld aufnehmen können", erklärte Bau AG-Finanzvorstand Gilbert Trattner in einer Pressemitteilung. Nach der Umstrukturierung der ÖBB zu Jahresbeginn werde das Unternehmen "nun verstärkt Kredite für die Finanzierung der Investitionen aufnehmen", so Trattner.

Neue Anleihe

Die angekündigte neue Anleihe wird laut früheren Aussagen des Vorstands eine Laufzeit von 10 bis 15 Jahre haben. Das Volumen bezifferte er Anfang Juni mit voraussichtlich rund einer Milliarde Euro. Präzisieren wollte dies die Sprecherin am Mittwoch noch nicht. Daran werde noch gearbeitet, hieß es.

Gemeinsam mit mehreren Banken bauen die ÖBB gerade ein langfristiges Finanzierungsprogramm auf. In Summe ist die ÖBB Bau AG zu Jahresbeginn mit rund 5 Mrd. Euro Bankverbindlichkeiten gestartet. Jährlich wollen die ÖBB in den nächsten Jahren für Neubau und Schienenerhaltung weitere rund 1,4 Mrd. Euro ausgeben. Die Einnahmen aus Schienenpacht, Immobilienverwertung und Kraftwerken dürften dem gegenüber nur bei knapp 500 Mio. Euro pro Jahr liegen. (APA)