"VoIP wird aber auf jeden Fall das Denken in Telefonminuten ablösen", sagt Oskar Obereder, Chef des österreichischen Providers Silver Server.

Bild: Silver server
Seit 1994 besteht der österreichische Internet Service Provider Silver Server , im E-Mail- Interview mit dem WebStandard spricht Silver Server-Chef Oskar Obereder über die Zukunft: ADSL2+ wird ihm zu folge Geschwindigkeitszuwächse aber auch steigende Chancen auf eine Breitbandanbindung bringen, vor allem "Hardcore-Downloader" können sich freuen. Auch die Preise werden laut Obereder nicht über den schon bisher bekannten Gebühren liegen. Die Kombination aus Handy und VoIP wird vor allem in Ballungsgebieten die klassische Festnetz-Telefonie ablösen, allerdings "werde jenseits der Ballungsgebiete das klassische Festnetz noch länger eine wichtige Rolle spielen".

WebStandard: Warum sind Internetzugänge in Deutschland billiger als in Österreich?

Oskar Obereder: Zum einen wird in Deutschland sehr viel mit versteckten Kosten operiert: Daher ist der Preisunterschied nur oberflächlich so groß. Der verbleibende Preisunterschied hat eine ganz Reihe von Ursachen, wie das generell etwas niedrigere Preisniveau oder den aktuellen Verdrängungswettbewerb, mit dem eigentlich unrealistische Kampfpreise einhergehen.

WebStandard: Wann bietet Silver Server ADSL2+ an, was wird es kosten?

Oskar Obereder: Silver Server wird im September die ersten regulären ADSL2+-Produkte mit 12 MBit Down- und 1 MBit Upload. anbieten. Dabei wird ADSL2+ das herkömmliche ADSL als Standard ablösen, dementsprechend werden sich die Preise auch bald im Bereich der gewohnten ADSL-Preise bewegen.

WebStandard: 200 Nutzer aus Wien testen bereits ADSL2+ bei Silver Server - welche Erfahrungen gibt es bisher?

Oskar Obereder: Es ist schlicht noch zu früh, um ernstzunehmende Details zu nennen.

WebStandard: Was bringt ADSL2+ den Usern? Beim Surfen im Netz kann der enorme Geschwindigkeitszuwachs gar nicht ausgenützt werden - womit will Silver Server die Kunden locken? Wird Silver Server auch Content anbieten (zum Beispiel "TV On Demand")?

Oskar Obereder: ADSL2+ wird bislang etwas verzerrt wahrgenommen: Der Standard bietet nämlich entweder höhere Datenraten oder weitere Strecken zum Wählamt - aber eben nicht beides gleichzeitig. Daher ist er auch für flächendeckendes TVoIP eher untauglich. Für bestimmte Nutzer (nahe am Wählamt, Hardcore-Downloader) ist der Geschwindigkeitszuwachs interessant, für andere (zu weit weg vom Wählamt für herkömmliches ADSL) steigen mit ADSL2+ die Chancen auf eine Breitbandanbindung, allerdings mit Transferraten im gewohnten Bereich.

WebStandard: Wird VoIP die klassische Telefonie ablösen?

Oskar Obereder: In den Ballungsgebieten wird die Kombination aus Handy und VoIP die klassische Festnetz-Telefonie auf jeden Fall ablösen. Jenseits der Ballungsgebiete wird das klassische Festnetz allerdings noch länger eine wichtige Rolle spielen. Da VoIP und das herkömmliche Festnetztelefon auf die gleiche Infrastruktur aufbauen (Kupfertelefonkabel), wird damit letztendlich eine bestehende Struktur smarter genutzt, womit oft ein Wechsel des Anbieters (von der TA zu Alternativen wie Silver Server) einhergeht. VoIP wird aber auf jeden Fall das Denken in Telefonminuten ablösen.

WebStandard: Was sind die Vor-, was die Nachteile von VoIP- Telefonie?

Oskar Obereder: Die Vorteile sind zunächst die niedrigeren Kosten. Vor allem Business-Bereich sind aber auch die Zusatzservices, die mit VoIP erst möglich werden bezieungsweise einfacher zu konfigurieren sind, ein entscheidendes Argument: So ist abzusehen, dass die ENUM-Domains zum zentralen Dreh- und Angelpunkt der Business-Kommunikation werden.

Nachteil von VoIP ist, dass sich die Technik noch dynamisch entwickelt und daher noch einiges an Umdenken erfordert. Außerdem müssen viele Zusatzservices zwischen den Betreibern besser koordiniert werden.

WebStandard: Gibt es Bestrebungen sich auch bei drahtlosem Internet - WiMax - zu engagieren?

Oskar Obereder : Ja, allerdings in Form von Kooperationen, Partnerschaften oder strategischen Allianzen mit anderen Netzbetreibern. Vor allem in den Gebieten, in denen Silver Server noch nicht entbündelt hat oder wo dies nicht möglich ist, stellt WiMax eine Alternative für den Local Loop dar.