Bern - Das teuerste Fußball-Stadion der Schweiz wird am Wochenende eingeweiht. Mit einer ambitionierten Eröffnungsfeier und dem ersten Meisterschafts-Heimspiel gegen Aarau beziehen die Young Boys Bern ihre neue Heimstätte "Stade de Suisse", in dem auch bei der gemeinsam mit Österreich veranstalteten EURO 2008 Spiele ausgetragen werden.

Der wirtschaftliche Erfolg des neuen Fußball-Tempels ist allerdings ungewiss. Rund 360 Millionen Franken (230 Mio. Euro) haben die drei Unternehmen Suva, Coop und Winterthur ins Stade de Suisse investiert. Der Betrieb obliegt nun einer Aktiengesellschaft, der mehrere Persönlichkeiten aus der Schweizer Wirtschaft angehören, die je 20 Prozent der Aktien halten. Diese AG kontrolliert auch den Heimklub BSC Young Boys, der unter starkem Erfolgsdruck steht: Nur ein erfolgreiches Team wird es schaffen, den angestrebten Schnitt von 14.000 bis 17.000 Zuschauern pro Spiel zu erreichen.

Shopping Center und mehr

Die Stadionbetreiber beteuern aber, dass das "neue Wankdorf" auch ohne Fußball rentieren kann. Multifunktionalität ist ihr Zauberwort: Coop eröffnet im August ein Shopping Center, kleinere Läden und auch Schulen sind eingemietet, Seminar- und Konferenzräume stehen zur Verfügung, dazu gibt es zahlreiche Gastro-Betriebe. Den Verantwortlichen schweben zudem Konzerte, Freilicht-Opernaufführungen, Musikfestspiele oder die in der Schweiz populären Schwingfeste vor. Sogar Skisportanlässe, Motocross-Rennen und Eishockeyspiele stehen zur Diskussion.

Als Vorbild dienen moderne Arenen wie der Basler St. Jakob-Park. Den rund 30 Fußballspielen pro Jahr stehen dort 1.200 Events jeglicher Art gegenüber. Als Schreckensgespenst für die Berner gilt dagegen das Stade de Geneve in Genf, das 2003 eröffnet wurde. Der Heimklub Servette schlitterte im Vorjahr in den Konkurs und verschwand aus der obersten Spielklasse. Konzerte sind kaum möglich, weil die Akustik schlecht ist. Eine deutsch-spanische Investorengruppe will sich das Stadion nun zum Schnäppchenpreis von 50 Mio. Franken (32 Mio. Euro) sichern. Passiert kein Wunder, ist in Genf erst 2008 bei der EM wieder Spitzenfußball zu sehen.

Das alles kümmert die Berner wenig. Als die Stadionbetreiber zu einer "Voreröffnung" einluden, waren die verfügbaren 14.000 Tickets im Nu weg und die Stimmung trotz der YB-Niederlage prächtig. (APA/SDA)