So habe der Vatikan Ende 1938 geplant, den Nationalsozialismus in einer weltweit abgestimmten Aktion anzugreifen. Nur auf Bitten deutscher Bischöfe, die unkalkulierbare Vergeltungsmaßnahmen fürchteten, sei die Aktion unterblieben, sagte der Historiker. Keine Belege gebe es für den Vorwurf, dass Pius XI. und Pius XII. gegenüber den Nazis Kompromisse gemacht hätten, weil sie sich gegen den Bolschewismus Unterstützung erhofften. Dafür seien Gutachten deutscher Jesuiten von 1934/35 aufgetaucht, in denen Rassismus, Nationalismus, Kommunismus und Totalitarismus gleichermaßen verurteilt werden. Im übrigen sei Hitler bei seinem Rombesuch im Mai 1938 sehr verärgert gewesen, dass Pius XI. ihn demonstrativ nicht empfangen habe.
Geschichtsbild
Das einseitige Geschichtsbild vom "untätigen Pius XII." als einem Papst, der geschwiegen habe, sei bis zu dessen Tod 1958 nicht vorhanden gewesen, unterstrich Hummel. Dieses Bild habe sich durch das Stück von Rolf Hochhuth "Der Stellvertreter" in den sechziger Jahren entwickelt. Inzwischen lasse sich aber nachweisen, dass etwa der Abbruch der Razzia der Deutschen gegen die jüdischen Bürger in Rom im Oktober 1943 wesentlich auf das Eingreifen von Pius XII. zurückgegangen sei.