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Analysten sind uneins über die weitere Kursentwicklung der DaimlerChrysler-Aktie.

Foto: APA/dpa/dpaweb/Weißbrod
Stuttgart - Beim Autokonzern DaimlerChrysler hat hinter den Kulissen ein heftiges Ringen um die Lösung der Führungskrise bei der Tochter Mercedes eingesetzt. Nach der überraschenden Ernennung von Chrysler-Chef Dieter Zetsche zum Nachfolger von Konzernchef Jürgen Schrempp hat auch Mercedes-Chef Eckhard Cordes am Donnerstag seinen Rücktritt angeboten. Cordes, dessen Sanierungsanstrengungen bei der Mercedes-Gruppe erste Früchte tragen, galt als aussichtsreicher Kandidat für die Schrempp-Nachfolge.

Nach Informationen von dpa-AFX soll der Mercedes-Chef Eckhard Cordes den Aufsichtsrat bisher aber noch nicht förmlich um die Auflösung seines Vertrages gebeten haben. Sollte Cordes den DaimlerChrysler-Konzern verlassen, favorisiere das Gremium eine interne Nachfolgelösung, war am Freitag aus Aufsichtsratskreisen zu erfahren. Derzeit werde mit Cordes gesprochen, "die Entscheidung liegt ganz allein bei ihm".

"Interessante Kandidaten" für die Nachfolge

Das Rücktrittsangebot von Mercedes-Chef Cordes stürzt die wichtigste Konzernsparte erneut in eine Führungskrise. "Bleibt er oder nicht", war am Freitag das Gesprächsthema Nummer eins auf den Fluren der Konzernzentrale. Eine Hängepartie bei der wegen Kostenproblemen und dem Sorgenkind smart ohnehin angeschlagenen Markengruppe will der Aufsichtsrat aber unbedingt vermeiden.

Cordes ist im Unternehmen zwar hoch angesehen, vor allem wegen der Sanierung der Nutzfahrzeugsparte und den ersten Erfolgen bei Mercedes. Es wäre schade, wenn er von Bord ginge - man würde seine Kündigung aber "respektieren", hieß es in Aufsichtsratskreisen. Es gebe im Unternehmen "interessante Kandidaten". Unter anderem könnte dann der Name Thomas Weber fallen. Der Mercedes-Entwicklungschef sitzt bereits im Konzernvorstand.

"Cordes hat wichtiges Duell verloren"

Ein Verbleib von Cordes an der Mercedes-Spitze erscheint für Kenner des Unternehmens damit fraglich. Cordes-Kritiker sagen, er habe sich wenig professionell verhalten, als er von der Ernennung seines Rivalen Zetsche zum künftigen Konzernchef erfahren habe. Erst akzeptierte er das Votum, daraufhin billigte der Aufsichtsrat die Personalie und beendete seine Sitzung. Plötzlich sei Cordes "umgefallen" und habe Kopper seinen Rücktritt angeboten, erzählt ein Insider.

Erst dann sollen die übrigen Aufsichtsräte erfahren haben, dass Cordes der Kragen geplatzt war. Er hatte fest damit gerechnet, dass er seinen Mentor Schrempp beerben wird. Andere Stimmen zeigten Verständnis für seine Reaktion. Er habe schließlich ein wichtiges Duell verloren und ziehe folgerichtig die Konsequenzen.

Dennoch könnte sich der Aufsichtsrat jetzt die Frage stellen, ob unter diesen Vorzeichen Cordes und Zetsche den viertgrößten Autokonzern der Welt einträchtig in die Zukunft führen können. Dass das Gremium im Ernstfall und bei illoyalem Verhalten nicht lange zaudert, zeigte sich im Vorjahr. Damals wurde der designierte Mercedes-Chef Wolfgang Bernhard, der jetzt VW sanieren soll, hinausgeworfen, weil er Schrempp kritisiert und den Betriebsrat provoziert hatte.

Analysten über weitere Kursentwicklung uneins

Einig seien sich alle 20 Mitglieder des Kontrollgremiums, dass sich Cordes in einem "relativ engen Zeitrahmen" äußern müsse, hieß es in den Aufsichtsratskreisen weiter. Noch habe der Manager trotz seines spontanen Rücktrittsangebots die Chance zum Weitermachen.

Nach dem Kursfeuerwerk der DaimlerChrysler-Aktie nach dem angekündigten Wechsel an der Konzernspitze des Stuttgarter Autobauers sind sich Analysten unterdessen uneins über die weitere Kursentwicklung. Während einige Branchenexperten weitere Kursgewinne bei den Aktien des Automobilkonzerns erwarten, sehen andere den Höhepunkt der Kursentwicklung bereits erreicht. DaimlerChrysler-Aktien lagen am Freitagnachmittag jedenfalls erneut fast zwei Prozent im Plus bei 40,23 Euro. Am Vortag waren die Aktien nach dem Rücktritt Schrempps in der Spitze um mehr als elf Prozent gestiegen. (APA/dpa)