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STANDARD: Ist die AUA noch zu retten, und wenn ja, wie?

Sörensen: Die Austrian Airlines Group transportiert jährlich neun Millionen Passagiere und verbindet Österreich mit den wichtigsten globalen Märkten, speziell mit den Wachstumsmärkten in Zentral- und Osteuropa. Ihre Frage müsste lauten: Ist der Wirtschaftsstandort Wien noch zu retten, wenn sich Rahmenbedingungen im Konkurrenzvergleich so verschlechtern, dass der National Carrier kein Geld verdienen kann?

STANDARD: Sie fordern vom Staat die Reduzierung der Sicherheits- und Flughafengebühren. Das gemahnt an Verstaatlichten-Zeiten; Kanzler Schüssel hat Ihnen schon abgesagt. Warum sind Sie auf diese Idee gekommen?

Sörensen: Es geht mir nicht um Subventionen, Geschenke oder Gewinnabtretungen, sondern um faire wettbewerbsfähige Standortbedingungen und angemessene Verteilung des Marktrisikos innerhalb der Wertschöpfungskette. Der Wettbewerb der Flugdrehkreuze ist in vollem Gange und das ist kein alleiniges AUA-Thema, sondern eine Herausforderung für den Wirtschaftsstandort insgesamt. Ich bin sicher, dass wir auch diese Herausforderung gemeinsam mit den Partnern und mit gutem Willen lösen könnten.

STANDARD: Sie berufen sich auf Kerosinpreis und Preisdruck – bei der AUA hat man gar keine Fehler gemacht?

Sörensen: Als dynamisches Unternehmen müssen wir auch Risiken eingehen – und wir haben im Winter die Kapazitäten, die wir neu aufgebaut hatten, nicht voll abgesetzt. Ohne Risiko kein Fortschritt: Wir haben die Lehren daraus gezogen. Seit Mai liegt die Auslastung wieder über Vorjahresniveau und die Sommerbuchungen sind sehr gut.

STANDARD: AUA-Präsident Rainer Wieltsch meint, die AUA sei um die Hälfte zu groß.

Sörensen: Er kann das nur so meinen: Die AUA hat heute die doppelte Größe des Potenzials ihres Heimmarktes Österreich, macht 60 Prozent ihres Geschäfts im Ausland. Wir haben 130 Destinationen, dieses Netzwerk kommt Österreich in hohem Maße zugute.

STANDARD: Die Erste Bank hat die AUA-Aktie auf "Reduce" abgewertet. Laut Analysten brauchen Sie Produktivitätssteigerungen und Einsparungen. Warum schließen Sie ein Sparprogramm aus?

Sörensen: Unternehmen werden nicht in erster Linie durchs Sparen erfolgreich, sondern durch effiziente Nutzung ihrer Ressourcen. Wir führen bereits jetzt eine äußerst schlanke Organisation, aber natürlich wird es auch bei uns weitere Anpassungen geben, und wir werden unsere Produktivität weiter steigern. Seit 2002 haben wir konzernweit neben dem engagierten Abbau unserer Verbindlichkeiten mehr als 400 Millionen Euro eingespart und unsere Einheitskosten maßgeblich gesenkt. Die Hausaufgaben auf der Kostenseite sind gemacht, künftige gehen wir sicherlich mit gleicher Geradlinigkeit an. Wofür wir kämpfen ist eine weitere Verbesserung der Auslastung. Wenn Sie mit Sparen eine Senkung der Abgaben an Monopolbetriebe meinen, sind wir bei Ihnen.

STANDARD: Was spricht gegen ein Zusammengehen mit der starken Lufthansa?

Sörensen: Eine Partnerschaft ist sicher wichtig und wir haben eine sehr gute in der Star Alliance und insbesondere mit Lufthansa. Aber Partnerschaften sind beileibe kein Patentrezept. Die Standortherausforderung etwa ist ein Österreich-Thema, das durch intensivierte Partnerschaften nicht gelöst werden kann.

STANDARD: Laut Analysten hat die AUA nur eine Chance, wenn sie so schlank ist, dass sie schnell auf alle Veränderungen reagieren kann. Kann sie?

Sörensen: Die Entwicklung unserer Gruppe belegt eine enorme Wendigkeit und Dynamik. Wir waren die erste westliche Gesellschaft überhaupt in Bulgarien, die erste westliche Airline in der Ukraine, haben ein breit gefächertes Angebot in alle wichtigen Märkten. Wir Österreicher – wenn ich mich dazuzählen darf – sind nicht dümmer als andere, unser Klavier ist lediglich kleiner, und daher müssen wir innovativer sein. Und wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass uns eines Tages auch die Infrastrukturunternehmen als Partner und nicht hauptsächlich als Einnahmequelle sehen.

STANDARD: Halten Sie ein Swiss-Air-Schicksal der AUA für ausgeschlossen?

Sörensen: Im Gegenteil zu Swiss hat unsere Gruppe bereits vor Jahren eine klare und erfolgreiche Spezialisierungsstrategie eingeschlagen. Die AUA-Group wird es weiter geben und wenn Österreich das will und konstruktive gemeinsame Anstrengungen um den Wirtschaftsstandort Platz greifen, kann es eine eigenständige AUA auch weiter geben.

STANDARD: Der Chef der Air France meint, die AUA sei 1999 zur falschen Allianz gegangen. Wie sehen Sie das?

Sörensen: Allianzen folgen der Marktlogik, und die sprach und spricht klar für die Star Alliance. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30./31.7.2005)