Berlin – Oskar Lafontaine musste nur einmal von den "Fremdarbeitern", die Familienvätern die Arbeit wegnehmen, sprechen – schon war die Empörung in Deutschland groß.

Lafontaine sei "der deutsche Haider", zeterten Außenminister Joschka Fischer und SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter. "Was den Populismus betrifft ist dieser Vergleich durchaus gerechtfertigt", sagt Politologe Oskar Niedermayer zum STANDARD.

Der Ex-SPD-Chef wisse genau, welche Code-Wörter bei den Menschen ankommen. Wortwahl und Auftreten Lafontaines machen mittlerweile auch die NPD nervös. Denn er ist genau das, was den Rechtsextremen fehlt: eine rhetorisch begabte, sehr bekannte Führungspersönlichkeit.

Nun bangt die NPD um Stimmen, zumal es zwischen ihr und den Linken Schnittmengen im Programm gibt. Beide fordern etwa: "Weg mit Hartz IV."

Protestwahl

Auch Politologe Niedermayer erwartet, dass viele NPD-Sympathisanten diesmal ihr Kreuz beim Linksbündnis machen. Studien hätten gezeigt, dass 50 Prozent der ganz rechten Wähler in der Wahlkabine eine ideologische Entscheidung treffen.

Die anderen 50 Prozent wollen einfach ein Zeichen des Protests setzen. Und wenn sie sich bei Lafontaine und Gregor Gysi besser aufgehoben fühlen, werden sie diese auch wählen. Die Gefahr, dass Lafontaine andererseits mit seinen rechten Sprüchen viele linke Wähler vergrault, sieht Manfred Güllner, Chef des Meinungsforschungsinstitutes Forsa, nicht.

Zum einen habe die PDS keine klassisch linke Wählerschaft, sondern spreche vor allem die an, die sich benachteiligt fühlen. Außerdem hat Güllner die Chancen einer Haider-Partei in Deutschland abgetestet. Das Ergebnis: 15 Prozent der Befragten konnten sich vorstellen, eine solche zu wählen. Bei PDS-Wählern waren es sogar 40 Prozent. (bau/DER STANDARD, Printausgabe, 30./31.7.2005)