Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: REUTERS/Arnd Wiegmann
Essen/Berlin - Mit scharfen Angriffen gegen Union, SPD, Grüne und FDP hat sich Oskar Lafontaine während einer Mitgliederversammlung der deutschen Linkspartei um den Spitzenplatz auf der Landesliste beworben. Die Parteien seien mit ihrer neoliberalen Politik gescheitert, sagte der frühere SPD-Vorsitzende am Samstag in Essen. Er warf ihnen eine "Hetzkampagne" gegen die Linkspartei vor. Diese Partei sei die einzige, die noch eine Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verhindern könne. Die Rede wurde von den rund 300 Parteianhängern mit starkem Beifall begrüßt.

Kühle Reaktion auf Lafontaines "Fremdarbeiter"-Aussage

Dem designierten Spitzenkandidaten in Nordrhein-Westfalen, Oskar Lafontaine, wurde auf der Mitgliederversammlung in Essen wegen seiner Äußerung über "Fremdarbeiter" ein kühler Empfang bereitet. Als der frühere SPD-Chef Platz genommen hatte, wurde unter großem Beifall ein Transparent mit den Worten "Links ist, wo keiner fremd ist" entfaltet. Die Behauptung, die Bezeichnung "Fremdarbeiter" gehöre zum typischen Nazi-Vokabular, war aber von namhaften Historikern entschieden zurückgewiesen worden. Lafontaine habe vielmehr ausgedrückt, dass die neuen Formen der illegalen Migration mit Begriffen wie "Gastarbeiter" nicht zu fassen seien, sondern durchaus Zwangscharakter besäßen.

Müntefering wirft Lafontaine Verrat an der SPD vor

Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hat dem ehemaligen Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine Verrat vorgeworfen. "Mich enttäuscht das Verhalten Lafontaines natürlich. Ich empfinde es als Verrat an der SPD", sagte Müntefering der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" zum Wechsel Lafontaines von der SPD zum neuen Linksbündnis und der Kandidatur für die Gruppierung.

Zu einer möglichen Zusammenarbeit mit der in Linkspartei umbenannten PDS sagte Müntefering: "Man sollte jetzt nicht darüber reden, was in fünf oder zehn Jahren ist. Es bleibt dabei: Es wird im Bund keine Zusammenarbeit der SPD mit der PDS geben."

Müntefering stellte klar, dass die Ablehnung einer Kooperation mit der PDS unabhängig vom Verhalten Lafontaines sei: "Auf der Bundesebene hätte es auch ohne Oskar Lafontaines Übertritt keine Zusammenarbeit der SPD mit der PDS gegeben." Der SPD-Parteivorsitzende zeigte sich nicht überrascht vom Vorgehen Lafontaines: "Er hat sein Fortgehen lange angekündigt und von Anfang an kalt kalkuliert."

PDS hat sich in mehreren Bundesländern in Linkspartei umbenannt

Die PDS hat sich in mehreren Bundesländern in Linkspartei umbenannt. Die Landesverbände von Nordrhein-Westfalen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg folgten damit am Samstag dem Vorbild der Bundespartei. Teilweise führen die Landesverbände noch den Zusatz PDS im Namen. In mehreren Ländern wollten die Delegierten zudem die Kandidatenlisten für die Bundestagswahl aufstellen. Die Thüringer Linkspartei wählte den Wahlkampfmanager der Bundespartei, Bodo Ramelow, zum Spitzenkandidaten für die geplante Bundestagswahl. (APA/AP/dpa)