Parallel zur katastrophalen Sicherheitslage im Irak ist für die USA die militärische Situation auch in Afghanistan unverändert kritisch - regelmäßigen Meldungen von Erfolgen im Kampf gegen die Rebellen zum Trotz. Inzwischen sind die Amerikaner in Zentralasien aber auch diplomatisch in die Defensive geraten. Das Außenministerium in Washington musste am Sonntag bestätigen, dass die USA ihre Luftwaffenbasis im Süden Usbekistans binnen eines halben Jahres zu räumen haben. Der Stützpunkt wurde, gemeinsam mit weiteren in Kirgistan und Tadschikistan, zur Unterstützung der Militäroperation in Afghanistan nach dem 9. September 2001 eingerichtet.

Im Interesse eines weltweiten Antiterrorkampfes - und belohnt mit amerikanischer Zurückhaltung in der Tschetschenien-Frage - nahm Russland die US-Militärpräsenz in den ehemaligen Sowjetrepubliken, wenn auch zähneknirschend, hin. Nach dem demokratisch erzwungenen Machtwechsel in Georgien und in der Ukraine aber hat Moskau eine Gegenstrategie entwickelt, um weiteren Einflussverlust in seinem einstigen Herrschaftsgebiet zu verhindern. In Kirgistan ist der Kreml während des Umsturzes und danach stets im Spiel geblieben. Und auch in Usbekistan hat er nach den blutig niedergeschlagenen Protesten nichts zu befürchten. Denn er unterstützt den diktatorisch herrschenden Staatschef Islam Karimow in dessen Weigerung, das Massaker von Andischan international untersuchen zu lassen. Lukrative wirtschaftliche Angebote Moskaus werden Karimow die Entscheidung zusätzlich erleichtert haben, die Amerikaner hinauszukomplimentieren.

Dass Russland gerade jetzt die letzte Phase seines Truppenabzuges aus Georgien einleitet, ist kein Widerspruch. Über die diversen ethnischen Konflikte hat es immer noch genug Einflussmöglichkeiten - und kann nun leichter mit dem Finger auf die "amerikanischen Imperialisten" zeigen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1. August 2005)