Bitte schön, es ist Hochsommer - Wetterextreme und Urlaubserlebnisse bewegen uns viel mehr als die Frage, wer unser Land wie regiert. Vereinzelt tauchen Regierungsmitglieder zu Sommerinterviews auf, gelegentlich hört man eine Forderung aus Kärnten, ein Lebenszeichen aus dem Burgenland und eine Wortmeldung aus der Steiermark. Dort soll ja, ähnlich wie in Wien, Landtagswahlkampf sein; nur merkt man davon eben ähnlich wenig wie in Wien.

Stellt man in einer Umfrage die Kanzlerfrage, dann nennt eine relative Mehrheit von 30 Prozent den amtierenden Bundeskanzler - sich jemand anderen im Amt vorzustellen fällt im Moment schwer, weil Politik so fern erscheint. Immerhin 39 Prozent können oder wollen sich im Moment gar keine Gedanken darüber machen, wer ihnen als Regierungschef am liebsten wäre.

Niemand, kein Regierungsmitglied, kein Kanzlerkandidat, keine Partei kann in diesen hochsommerlichen Tagen auf besondere Sympathien hoffen - es sei denn, es gäbe Freibier. So etwas nimmt der wahlberechtigte Bürger im Sommer froh, aber nicht unbedingt dankbar an: Schließlich weiß man ja, dass man alle vermeintlichen Geschenke früher oder später doch zahlen muss. Weshalb auch die ohnehin nur mit Mühe in Gang gebrachte Steuerreform-Debatte ein Minderheitenprogramm bleibt: Reformen der letzten Jahre haben am Ende immer auch etwas gekostet, jede Besserstellung in dem einen Detailbereich wurde mit einer Umverteilung der Lasten in einem anderen erkauft. Jetzt bitte keine neuen Versprechen, wer weiß, was das wieder kosten würde! Da weiß man die Politik lieber auf Ferien.

Etwas besonders Gutes erwartet man von keiner (aber auch für keine) Partei. Nur dass Blau und Orange schlechte Karten haben, wird wahrgenommen. Aber auch das nur am Rande. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1. August 2005)