Riad - König Fahd wollte Saudiarabien behutsam modernisieren. Doch er suchte die Bindung zum Westen, ohne die Gunst der islamischen Fundamentalisten zu verlieren. Der Spagat konnte nicht glücken. Sein Tod kommt zu einer Zeit, in der die Regierung in Riad aggressiv gegen islamistische Terroristen vorgeht. Ein Schlaglicht auf das Terrorismusproblem des wahhabitischen Wüstenreiches warf der 11. September 2001: 15 der 19 Attentäter kamen aus Saudiarabien.

Am Aufstieg des militanten Islamismus in seinem Land war der korpulente, spitzbärtige König nicht ganz unschuldig. Denn einerseits machte er viele Zugeständnisse an die Hardliner und unterstützte die Radikalisierung der Gesellschaft. Andererseits lieferte er vor allem durch seine Entscheidung, US-Truppen von saudiarabischem Boden gegen den Irak kämpfen zu lassen, den Extremisten um Osama bin Laden reichlich moralische Schützenhilfe in ihrem Kampf gegen den Westen.

Als Spieler und Frauenheld verrufen

Fahd bestieg den Thron 1982, drei Jahre nach der iranischen Revolution. Während Ayatollah Khomeini auf der anderen Seite des Golfs die Islamische Republik ausrief, stürmten radikale Muslime die Große Moschee in Mekka: Die Königsfamilie schien ihnen nicht islamisch genug. Der als Spieler und Frauenheld verrufene König sah sich gezwungen, den Religionsfanatikern entgegenzukommen. Der "Wächter der heiligen Stätten" in Mekka und Medina baute die berüchtigte Sittenpolizei aus und steckte viel Geld in fundamentalistische Universitäten und Lehranstalten.

Der König unterstützte, gemeinsam mit den USA und Pakistan, muslimische Kämpfer in Afghanistan. Mit dem Segen Riads beteiligten sich tausende Saudiaraber am Krieg gegen die sowjetischen Besatzer, darunter auch Bin Laden. In der offiziellen Biografie Fahds wird der König als "glühender Unterstützer der afghanischen Mujaheddin" bezeichnet. 1989 zogen sich die sowjetischen Truppen aus Afghanistan zurück, die islamistischen Fundamentalisten blieben im Land.

Nach Golfkrieg in Bedrängnis geraten

Den Zorn der Islamisten zog sich Fahd ein Jahr später zu. Saddam Hussein hatte Kuwait überfallen und in Riad bestand die Sorge, irakische Truppen könnten weiter Richtung Süden vorstoßen. Er ließ hunderttausende Soldaten - und Soldatinnen - aus den USA und anderen westlichen Staaten ins Land. Es war die Geburtsstunde der ersten ernst zu nehmenden Opposition gegen Fahd. Massendemonstrationen gegen die ausländische Truppenpräsenz wollte die Regierung durch Massenverhaftungen bekämpfen. Bin Laden warf Riad vor, sich von "Ungläubigen" beschützen zu lassen. Bei Bombenanschlägen auf US-Einrichtungen wurden 1995 und 1996 25 Amerikaner getötet. In dieser kritischen Zeit erlitt Fahd den Schlaganfall, der ihn sein Kurzzeitgedächtnis kostete und regierungsunfähig machte.

Zu Beginn seiner Herrschaft hatte Fahd als Hoffnungsträger gegolten. Als erster Erziehungsminister seines Landes legte er 1953 den Grundstein für die allgemeine Schulbildung. Die Zahl der Schüler und Studenten stieg von 30.000 auf heute 3,21 Millionen an, die an sieben Universitäten, 83 Colleges und 18.000 Schulen unterrichtet werden.

Auf Fahds Halbbruder und Nachfolger Abdullah ruhen nun Hoffnungen auf Reformen. Er hat nicht nur eine Kampagne gegen Hassprediger im eigenen Land gestartet, er ließ auch die ersten Quasi-Wahlen des Königreichs durchführen: Ein Teil der männlichen Bevölkerung konnte erstmals Gemeinderäte bestimmen. (AP)