Wien - Zumindest fünf Banken in Ost- und Südosteuropa sind zur Zeit auf der Wunschliste von Erste Bank-Generaldirektor Andreas Treichl auszumachen.

Bei zwei Banken läuft gerade die detaillierte Prüfung der Bücher: Bei der rumänischen Großbank BCR (Banca Comerciala Romana) seit heute, Montag. Bei der kleinen serbischen Niska banka sind Erste-Experten seit ein paar Tagen schon an der Due-Diligence-Prüfung.

Die Niska wäre der zweite Schritt nach Serbien binnen weniger Monate: In dem Land hat die Erste Bank erst Anfang Juli die Novosadska banka gekauft.

An einer Ukraine-Akquisition ist Treichl ebenfalls näher interessiert. Dazu wurde bereits bei der Staatsspitze in Kiew vorgefühlt. Hier geht es, wie Treichl am Montag bei seiner Halbjahresbilanz-Pressekonferenz bestätigte, um die Oschadbank (Sparkasse).

Er habe in einem Gespräch mit dem ukrainischen Staatspräsidenten Viktor Juschtschenko deponiert, "dass wir uns dafür interessieren für den Fall, dass privatisiert wird". Was Treichl aber "frühestens 2006" erwartet. Der ukrainische Bankmarkt sei so groß und interessant, dass man die Entwicklung dort "nicht an uns vorübergehen lassen" werde. Wäre der Weg bei der Aval Bank frei, wäre auch sie ein Thema für die Erste Bank, bestätigte Treichl. Hier ist aber Raiffeisen dran.

Blick nach Rumänien

In Rumänien ist Treichl auch an der auf Sicht auf den Markt kommenden Sparkasse CEC interessiert, sollte es mit der BCR nichts werden. Für die BCR hat die Erste Bank ein unverbindliches Angebot abgegeben. Hier ist er mit neun Mitbewerbern konfrontiert, darunter die höchst interessierte Deutsche Bank. "Aus Fairness zu unseren Konkurrenten" bezifferte Treichl seine Chancen auf die BCR heute mit zehn Prozent.

"Wir haben lautstark unser Interesse artikuliert", sagte Treichl in Sachen BCR. Man werde einen Preis bieten, "wo wir unsere Chancen wahren, aber bestimmt nichts, was betriebswirtschaftlich nicht gerechtfertigt ist". Eine übermächtige "Deutsche"-Konkurrenz fürchtet Treichl nicht: "Bei allem Respekt" für die Deutsche Bank, die in sehr vielen Bereichen große Erfahrung habe, bei der Akquisition von Banken liege diese bei der Erste Bank.

In Kroatien würde er nicht "daneben stehenbleiben", sollte die Bank Austria nach der UniCredit-Übernahme aus Kartellgründen die Splitska banka verkaufen müssen, bestätigte der Erste Bank-Chef schließlich.

Die rumänische BCR - wo sich die Due-Diligence-Prüfungen aller Interessenten wohl bis Oktober ziehen werden - gilt in der Region als eines der aktuell letzten großen Kaliber am Markt, mit rund 11.000 Mitarbeitern und mehr als 300 Filialen.

Ob die Erste Bank zur Finanzierung eines BCR-Deals eine Kapitalerhöhung machen würde? "Wenn wir wollen, können wir das auch ohne Kapitalerhöhung machen." Im übrigen gehe es bei der BCR jetzt um nur 62 Prozent.

Kapitalerhöhung oder nicht

Ob überhaupt eine Kapitalerhöhung erwogen wird, ließ Treichl heute jedenfalls offen: "Wir haben in der Vergangenheit Kapitalerhöhungen immer sehr erfolgreich über die Bühne gebracht und wir glauben, dass wir das auch in Zukunft tun können". Bedingt wäre eine Jungaktien-Emission durch zwei Fakten: "Wir machen Kapitalerhöhungen nur transaktionsbedingt", das heißt für größere Akquisitionen "und wir reden darüber, wenn sie tatsächlich statt finden".

Die Dividenden will Treichl wie angekündigt jedes Jahr - also auch heuer - jedenfalls um mindestens 10 Prozent anheben. Die tatsächliche Ausschüttungshöhe soll wieder von Akquisitionen abhängen: Höher fiele sie aus, wenn weniger für Bankenkäufe ausgegeben wird, entsprechend flacher wäre der Anstieg, wenn mehr Geld für Zukäufe eingesetzt wird.

Ein Thema werden könnte auch einmal eine engere Kooperation mit der Südtiroler Sparkasse. Hier gibt es sommerbedingt (Treichl: "Ferragosto") jetzt nichts Neues. "Irgendwann werden wir etwas machen mit Südtirol", sagte der Erste Bank-Chef. Zur Zeit stehe anderes auf der Prioritätenliste. (APA)