Washington - Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht die US-Wirtschaft weiter auf einem gesunden Wachstumskurs. Er warnte aber vor den Folgen der hohen US-Defizite im Haushalt und in der Leistungsbilanz sowie den anziehenden Immobilienpreisen und einem überbewerteten Dollar.

In seinem am Wochenende vorgelegten Revisionsbericht zur US-Wirtschaft erwartet der IWF ein Wachstum von 3,5 Prozent in diesem und im nächsten Jahr. Allerdings könnten die hohen Energiepreise und die starke Nachfrage die US-Notenbank (Fed) zu einer Straffung ihrer Zinserhöhungspolitik zwingen. Im April hatte der IWF seine Prognose für das Wachstum der US-Wirtschaft in 2005 und 2006 auf 3,6 Prozent heraufgesetzt.

Weitere Leitzinserhöhungen erwartet

"Zwar scheinen die geldpolitischen Bedingungen weiter angemessen, doch kann ein energischeres Tempo bei den Zinserhöhungen nicht ausgeschlossen werden, sollte der Preisdruck ansteigen", heißt es in dem IWF-Bericht. Die Fed hatte seit Juni 2004 den Leitzins neun Mal um jeweils 25 Basispunkte auf 3,25 Prozent angehoben. Zuletzt hatte sie eine Fortsetzung der moderaten Straffung ihrer Geldpolitik signalisiert. Analysten erwarten weitere Erhöhungen auf 4,00 Prozent bis zum Jahresende und auf rund 4,2 Prozent bis Ende 2006.

Der IWF warnte zudem, dass der Dollar, der nach Schätzung des Fonds in den vergangenen drei Jahren etwa zwölf Prozent an Kaufkraft verloren hat, weiter abgewertet werden müsse. "Da das US-Leistungsbilanzdefizit mittelfristig wahrscheinlich hoch bleiben wird, deutet die Analyse der Experten darauf hin, dass der US-Dollar immer noch über dem Kurswert liegt, der notwendig ist, um ein weiteres Ansteigen der Außenverschuldung zu verhindern", schreibt der IWF. Er rief die US-Regierung dazu auf, ihre Bemühungen für eine Verringerung des Haushaltsdefizits zu verstärken. Das Ziel von Präsident George W. Bush, das Defizit in den kommenden fünf Jahren zu halbieren, nannte der IWF "relativ unambitioniert".

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft stieg nach Angaben des Wirtschaftsministeriums im zweiten Quartal mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 3,4 Prozent nach 3,8 Prozent im Vorquartal. Das Wirtschaftswachstum in den USA liegt damit bereits im neunten Vierteljahr nacheinander über drei Prozent. (APA/Reuters)