Preßburg/Wien - Die Güterverkehrstochter der ÖBB, die Rail Cargo Austria (RCA), hat ein erstes Angebot zur Übernahme des slowakischen Schienengüterverkehrs gelegt. Dies bestätigte RCA-Sprecher Andreas Rinofner am Montag auf APA-Anfrage. Allerdings wartet auf die ÖBB harte Konkurrenz. In Summe hätten 14 slowakische und internationale Interessenten ein Offert für die ZSSK Cargo Slovakia abgegeben, sagte Tomas Sarluska, Sprecher des Verkehrsministeriums in Preßburg, auf APA-Anfrage. Die Angebotsfrist war am Freitag ausgelaufen.

Bis zu 514 Millionen Euro Erlös erwartet

Der slowakische Verkehrsminister Pavol Prokopovic rechnet mit einem Privatisierungserlös von 15 bis 20 Mrd. Kronen, umgerechnet 385 bis 514 Euro Mio. Euro. Für die ÖBB wäre dies die größte Auslandsakquisition in ihrer Geschichte. Wie gut die Chancen der ÖBB tatsächlich stehen, wollte der Sprecher des Ministers am Montag nicht kommentieren. Auch die ÖBB hielten sich zu ihrem Angebot vorerst bedeckt. Nur so viel: Man habe alleine, also ohne Partner, geboten.

Die ÖBB würden durch die Übernahme zum drittgrößten Schienentransportunternehmen Europas aufsteigen. Gute Chancen werden neben den ÖBB aber auch der Nummer Eins in Europa, der Deutschen Bahn (DB), eingeräumt. Obwohl ein Sprecher der DB im April noch den Rückzug aus dem Bieterverfahren angekündigt hatte, soll das Unternehmen nun doch ein Angebot gelegt haben. DB-Logistik-Sprecher Gelfo Kröger wollte dies am Montag auf APA-Anfrage unter Verweis auf "ein laufendes Verfahren" nicht kommentieren.

Auch tschechische und ungarische Bahn bieten mit

Ihr Interesse bestätigt haben dagegen die tschechischen Bahnen CD (Cesky Drahy), das britische Verkehrsunternehmen First Group und Investoren aus der Ukraine. Laut Zeitungsberichten sollen darüber hinaus auch die ungarische Staatsbahn MAV, die slowakische Finanzgruppe Penta - gemeinsam mit einem nicht genannten ausländischen Bahn-Investor - und die US-Investmentgruppe Rail World ein Offert abgegeben haben.

Das Verkehrsministerium in Preßburg will nun mit der zum Privatisierungsberater ernannten CA IB Financial Advisors in den nächsten Wochen ein Short List jener Bieter erstellen, die dann zu einer genaueren Unternehmensprüfung (Due Diligence) eingeladen werden. Ausschlaggebend für die Auswahl seien die Höhe des Offerts genauso wie die Finanzkraft des Bieters und dessen Investmentstrategie, hieß es.

Zuschlag bis Jahresende

Bis 30. September müssen dann die ausgewählten Bieter ein endgültiges Gebot abgeben. Danach will die slowakische Regierung bis Jahresende den Zuschlag für den Bestbieter erteilen.

Die Cargo Slovakia war zu Jahresbeginn aus der slowakischen Staatsbahn abgespalten worden. Im ersten Quartal 2005 hat das Unternehmen einen Gewinn von 423 Mio. Kronen (10,86 Mio. Euro) geschrieben. Mit 50 Millionen transportierten Tonnen 2004 hält die Schiene in der Slowakei einen Marktanteil von rund 20 Prozent am gesamten Güterverkehr. Das Unternehmen hat 800 Lokomotiven und 16.000 Waggons. (APA)