Wien/Brüssel - Besorgt reagierte der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO bzw. IAEA), Mohammed ElBaradei, am Montag auf die jüngsten Ankündigungen des Iran, sein Programm zur Uran-Wiederaufbereitung wieder starten zu wollen. "Ich rufe den Iran auf, den Verhandlungsprozess mit dem EU-Trio fortzusetzen und keine Schritte zu unternehmen, die den Prozess in dieser kritischen Phase gefährden könnten", meinte El Baradei in einer am Nachmittag in Wien veröffentlichten Erklärung.

Der IAEA-Chef erinnerte Teheran daran, dass Deutschland, Frankreich und Großbritannien dem Iran in den nächsten Tagen ein Paket von Vorschlägen unterbreiten wollten, das auf die Forderungen Irans im Bereich Politik und Sicherheit, aber auch in wirtschaftlichen und nuklearen Fragen eingehen werde. "Ich fordere den Iran auch auf, keine einseitigen Schritte zu unternehmen, die den Inspektionsprozess der Agentur (IAEO) zu einer Zeit unterminieren könnte, da sie stetige Fortschritte bei der Lösung der noch ausstehenden Fragen macht", mahnte der Chef der Atombehörde.

EU verwundert

Im Streit um das iranische Atomprogramm hat sich die Europäische Union verwundert über die jüngsten Vorwürfe Teherans gezeigt. "Das war eine Überraschung", sagte ein EU-Beamter am Montag in Brüssel der dpa. Die EU werde bis diesen Samstag (6. August) - und damit fristgerecht - ihre Vorschläge an den Iran übermitteln. Dazu gehört unbestätigten Berichten zufolge auch das Angebot, dass der Iran sein ziviles Atomprogramm weiterführen kann. Vor allem die USA verdächtigen den Iran, am Bau von Atomwaffen zu arbeiten.

Die EU-Verhandlungen werden von Deutschland, Frankreich und Großbritannien geführt. EU-"Chefdiplomat" Javier Solana will sich laut EU-Kreisen nicht zu den jüngsten Vorwürfen öffentlich äußern. Die EU habe überhaupt kein Interesse daran, Misstrauen zu säen oder zu Missverständnissen beizutragen. Teheran hatte Berlin, Paris und London ultimativ aufgefordert, im Streit um das iranische Atomprogramm neue Lösungsvorschläge vorzulegen.

Ein Sprecher der EU-Kommission sagte: "Wir wollen weiterhin eine Verhandlungslösung." Der Iran müsse sich an getroffene Vereinbarungen halten. Der Sprecher deutete an, dass ein Zwist mit Deutschland, Frankreich und Großbritannien die Verhandlungen für ein EU-Handels- und Kooperationsabkommen mit dem Iran gefährden könnte. (APA/dpa)