Wien - Das Statistische Amt der EU, Eurostat, hat die Arbeitslosenquote für Österreich angehoben, was laut Angaben der Statistik Austria und des Wirtschaftsministeriums auf eine Anpassung der österreichischen Erhebungsmethode an EU-Normen zurückzuführen ist. Eurostat weist für Österreich nun für Juni 2005 eine Arbeitslosenquote von 5,1 Prozent (alte Methode: 4,6 Prozent) aus.

Die neue Methode sei aus Sicht der Statistiker besser, erläuterte Josef Kytir von der Statistik Austria am Montag gegenüber der APA: "Die Zahlen, die wir jetzt haben, bilden mit Sicherheit die Realität besser ab als die alten."

Nach der alten Erhebungsmethode seien in Österreich immer nur in zwei Wochen im März, im Juni, im September und im Dezember Arbeitsdaten abgefragt worden, in den übrigen Monaten wurde auf Grund von statistischen Verfahren die Quote ermittelt. Nun wurden die Befragungen auf das ganze Jahr ausgedehnt, erläutert Kytir. Die österreichische Erhebungsmethode musste im Jänner 2004 geändert werden, da die frühere österreichische Methode nicht EU-konform gewesen sei.

Neue Erhebungsmethode genauer

Die neue Erhebungsmethode, die nun zu einer höheren Arbeitslosenquote geführt hat, sei genauer. Da allerdings immer nur Stichproben genommen werden warnt Kytir vor einer "Überinterpretation" des "Niveausprungs" um 0,5 Prozentpunkte. Die Unterschiede zwischen dem dritten oder dem fünften Platz in der EU-Statistik seien klein, auch handle es sich bei allen EU-Ländern um Stichprobendaten mit Unsicherheitsbereichen.

Das Wirtschafts- und Arbeitsministerium erklärt dazu am Montag, dass Eurostat im Jahr 2004 innerhalb von nur wenigen Monaten zwei Mal die international vergleichbare Quote Österreichs revidiert habe (erst -0,3 Prozent, dann +0,3 Prozent) und nun seine Quote für Österreich (auch rückwirkend für 2004) nun neuerlich geändert habe. Damit seien die nun veröffentlichten Ergebnisse mit denen vor 2004 nicht mehr vergleichbar.

5,1 statt 4,6 Prozent

Eurostat weist für Österreich mit der aktuellen Berechnungsmethode für Juni 2005 eine Arbeitslosenquote von 5,1 Prozent (alte Methode: 4,6 Prozent) aus. Die österreichische Arbeitslosenquote liegt nach dieser Datenrevision nach Irland (4,3 Prozent), Großbritannien (4,7 Prozent im April 2005), Dänemark (4,8 Prozent) sowie den Niederlanden (4,8 Prozent) gemeinsam an fünfter Stelle in der EU (alte Methode: gemeinsam mit Großbritannien an zweiter Stelle). Die Arbeitslosenquote der EU-25 beträgt 8,8 Prozent (Mai 2005), deutlich über dem österreichischen Wert. Der Jahresdurchschnittswert 2004 für Österreich beläuft sich nach der neuen Berechnungsmethode auf 4,8 Prozent.

Aktuell sinkt die Arbeitslosigkeit gemäß Eurostat insbesondere in EU-Staaten mit einem überdurchschnittlichen Arbeitslosigkeitsniveau, währenddessen sie etwa in Belgien, Frankreich, Irland, Italien, Zypern, Luxemburg, Ungarn, Niederlande, Portugal, Slowenien, Großbritannien sowie Österreich in den letzten Monaten ansteigt oder stagniert. Während die Gesamtarbeitslosenquote durch die Revision angehoben wurde, verminderte sich die ausgewiesene Jugendarbeitslosenquote Österreichs auf 9,9 Prozent im Juni 2005. (APA)