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Bei dem viertgrößten heimischen Mobilfunkanbieter tele.ring droht ein Streik gegen den geplanten Verkauf des Unternehmens. Nachdem vergangenen Freitag bekannt geworden war, dass tele.ring an den Mitbewerber T-Mobile verkauft werden soll, hat der Betriebsrat bei einer Betriebsversammlung Montagnachmittag einen mindestens 24-stündigen Streik ab morgen 15 Uhr angedroht. Die Kunden sollen davon so gut wie nichts merken. Der Netzbetrieb wird aufrecht bleiben, versprach der Betriebsrat.

Abbruch der Verhandlungen

Mit dem Protest will der Betriebsrat vielmehr den US-Eigentümer Western Wireless zum Abbruch der Verkaufsverhandlungen mit T-Mobile zwingen. Ein Verkauf an einen Mitbewerber würde das Aus für tele.ring bedeuten, fürchtet der Betriebsratsvorsitzende Adolf Beauvale. 600 Mitarbeiter, meint er, würden dann "auf der Straße stehen". Bei der Betriebsversammlung habe sich die Belegschaft geschlossen für die Streiks ausgesprochen, so Beauvale am Montagabend. Es wäre der erste Streik in der österreichischen Mobilfunkgeschichte.

1,3 Milliarden Euro

Zuvor war der APA aus mit der Transaktion vertrauten Kreisen bestätigt worden, dass T-Mobile derzeit Bestbieter für tele.ring ist. Die Mobilfunktochter der Deutschen Telekom hat Western Wireless demnach - gemessen am aktuellen Umrechnungskurs - rund 1,3 Mrd. Euro für tele.ring geboten. Durch die Fusion würde T-Mobile Austria mit dann in Summe 3,1 Millionen Kunden beinahe mit dem Marktführer Mobilkom Austria (3,3 Millionen Kunden) gleichziehen.

Einsparungen

Wegen Einsparungen und Ausgliederungen hat T-Mobile Österreich seit Jahresbeginn knapp 200 Mitarbeiter abgebaut und beschäftigt aktuell noch 1.826 Persoenen. Kommt es tatsächlich zu einer Fusion mit tele.ring, würde wohl ein Großteil der derzeit 640 tele.ring-Jobs verloren gehen, hört man auch bereits aus Deutschland.

Ein Sprecher von T-Mobile International wollte am Montagnachmittag keinen Kommentar dazu abgeben. Auch das Management von tele.ring hat zu den Job-Ängsten der Belegschaft vorerst keine Aussage abgeben wollen. Maßnahmen gegen den ab morgen, Dienstag, angedrohten Streik hat das Unternehmen bisher nicht angekündigt. "Wir warten vorerst ab, wie der Eigentümer darauf reagiert", sagte tele.ring-Sprecher Walter Sattlberger auf Anfrage der APA.

Klares Ultimatum

In seinem offenen Schreiben an Western Wireless-Chef John Stanton hat der Betriebsrat von tele.ring dem Eigentümer ein klares Ultimatum gesetzt. "Wir fordern Sie hiermit auf, innerhalb von 24 Stunden zu bestätigen, dass die Verhandlungen mit direkten Mitbewerbern in Österreich beendet werden. Sollten Sie diese Bestätigung bis zum Ablauf der Frist nicht abgeben, wird der Betrieb ab 2.8.05, 15 Uhr für die Dauer von mindestens 24 Stunden bestreikt", heißt in dem Schreiben wörtlich.

Die Belegschaft werde sich gegen einen Verkauf an einen Mitbewerber "gemeinsam mit der zuständigen Gewerkschaft mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wehren". Bei der Abwicklung jeder anderen Verkaufsvariante, die den Fortbestand des Unternehmens tele.ring und seiner Arbeitsplätze sichere, könne der Eigentümer dagegen "mit unserer vollen Unterstützung und Kooperation rechnen", so der Betriebsrat.

Permira

Außer dem deutschen Konzern ist laut den Kreisen nur noch die internationale Fondsgesellschaft Permira im Rennen. Sie hat demnach zuletzt 1,23 Mrd. Euro geboten, die Höhe ihres Angebots allerdings im Gegensatz zu T-Mobile auch noch vom Streit um die Handymastensteuer in Niederösterreich abhängig gemacht. tele.ring würde dafür - aus Belegschafts-Sicht positiv - mit einem neuen Eigentümer Permira zumindest vorerst eigenständig weiter bestehen.

Das Beratungsunternehmen Booz Allen Hamilton kann dagegen auch einem tele.ring-Verkauf an einen Konkurrenten Positives abgewinnen. Seiner Meinung nach könnte dies den österreichischen Handyusern Qualitätsvorteile bringen. Die zu erwartende Marktkonsolidierung auf drei oder vier Netzbetreiber hätte eine Zusammenlegung von Handynetzen und damit eine qualitativ bessere Versorgung der Mobiltelefonierer zur Folge, so der Berater in einer am Montag veröffentlichten Marktanalyse.

Wettbewerbsrechtliche Folgen

Eine Fusion des viertgrößten und zweitgrößten österreichischen Mobilfunkanbieters könnte allerdings auch wettbewerbsrechtliche Folgen mit sich bringen. Ein solcher Deal würde in jedem Fall von der Bundeswettbewerbsbehörde und dem Telekom-Regulator geprüft werden. Auch Auflagen seien grundsätzlich möglich, erklärte der Chef der österreichischen Telekom-Regulierungsbehörde RTR, Georg Serentschy, am Montagabend auf Anfrage der APA. Bisher hätten sich weder tele.ring, noch T-Mobile bei der Behörde bezüglich eines möglichen Zusammenschlusses gemeldet. Deals dieser Art würden aber "generell immer einer strengen Einzelbetrachtung unterzogen.(APA)