Das theoretisch schon seit 1. 1. 2003 beseitigte Monopol im slowakischen Telefon-Festnetz fällt nach mehr als zweieinhalb Jahren auch real. Seit 1. August besteht für Privatkunden ebenso wie für Firmen die Möglichkeit, mittels einer Einwahlnummer einen Konkurrenten der Slovak Telecom (ST) als Telefonanbieter zu wählen. Insgesamt fünf Firmen nehmen schon diese Woche die Konkurrenz mit der ST um Kunden auf.

eTel

Als erster hat der auch in Österreich aktive Festnetz- und Internet-Anbieter eTel alle technischen Voraussetzungen erfüllt. Aber auch Amtel Slovakia und Dial Telecom konnten schon pünktlich zum Monatsbeginn starten. Slovanet und Nextra werden im Laufe der Woche folgen. Zumindest schon einen Vertrag mit der Slovak Telecom abgeschlossen haben noch zwei weitere Gesellschaften, auf deren reale Tätigkeitsaufnahme aber noch unbestimmte Zeit zu warten sein wird.

Grundvoraussetzungen

Die von diesen sieben Firmen erfüllte Grundvoraussetzung - und zugleich bisher größtes Hindernis - für den Marktzugang ist ein Vertrag mit der Slovak Telecom, um das eigene Netz mit den Leitungen der ST zu verbinden. Ohne diese Voraussetzung gelangen die Konkurrenten nicht direkt zum Endkunden. Die aus dem ehemaligen staatlichen Monopolisten Slovenske Telekomunikacie hervorgegangene Slovak Telekom bleibt nämlich alleiniger Eigentümer des einzigen flächendeckenden Leitungsnetzes. Seit dem Jahr 2000 gehört die ST zu 51 Prozent der Deutschen Telekom, die restlichen 49 Prozent sind nach wie vor in Staatsbesitz.

Mit Zähnen und Klauen

Die Slovak Telecom habe sich bis zuletzt mit Zähnen und Klauen gegen eine echte Marktöffnung gewehrt, werfen ihr die künftigen Konkurrenten, aber auch die Medien vor. Einer der wichtigsten Kritikpunkte an der ST lautete stets, sie verzögere die notwendige Einigung mit der Konkurrenz, indem sie unerfüllbare Bedingungen für den Zusammenschluss der Netze stelle. Wegen Missbrauchs ihrer dominanten Marktposition wurde die ST auch wiederholt von der staatlichen Regulierungsbehörde verurteilt. Mit Berufungen bis hin zum Höchstgericht gelang es ihr aber immer wieder, die Wirksamkeit solcher Urteile hinauszuzögern.

Zahnlos

Noch dazu agierte die staatliche Regulierungsbehörde lange eher zahnlos. Erst Gesetzesänderungen zur Stärkung ihrer Vollmachten und nicht zuletzt Unstimmigkeiten zwischen ST und Regierung läuteten wirklich das Ende des auf dem Papier längst abgeschafften Monopols ein. Der Regierung wurde unverhohlen vorgeworfen, kein Interesse an der Aufhebung des Monopols zu haben, weil sie als nahezu Hälfte-Eigentümer selbst an ihren enormen Gewinnen mitnasche.

Mehrheitseigentümer

Tatsächlich wurde die Regierung aber immer unzufriedener darüber, dass der Mehrheitseigentümer Deutsche Telekom jahrelang die Ausschüttung von Dividenden blockierte. Die deutsche Muttergesellschaft lenkte erst ein, als der Staat im vergangenen Frühjahr mit dem Verkauf seiner teils vom Verkehrsministerium, teils vom Nationalvermögensfonds gehaltenen Anteile drohte. Der politische Druck auf die Beseitigung des Monopols war aber trotz einer Einigung auf die Auszahlung von Dividenden nicht mehr umkehrbar. Den endgültigen Ausschlag gab diesen Sommer das Höchstgericht, das nacheinander die wichtigsten Berufungen der ST gegen Urteile der Regulierungsbehörde abwies.

Marktführer

Ihre marktbeherrschende Stellung wird die ST aber trotzdem noch lange bleiben. Roman Gregus, Marketingdirektor des Alternativanbieters Slovanet, erwartet in einer vorsichtigen Schätzung, dass alle Alternativen zusammen mittelfristig wenigstens auf mehr als zehn Prozent Marktanteil kommen dürften. Sein eigenes Unternehmen sieht er dabei an der Spitze. Eine Orientierungsmöglichkeit für Schätzungen bietet der weniger von der Slovak Telecom abhängige Markt für ADSL-Internet: Dort kommt Slovanet als größter ST-Konkurrent derzeit auf rund 12 Prozent Marktanteil, alle Alternativen zusammen auf etwa 35 Prozent, schätzt Gregus.

Marktdominanz

Die Slovak Telecom selbst will von ihrer angeblichen Marktdominanz oder gar einem De-facto-Monopol nichts hören: Der Handy-Boom habe ihre Dominanz längst beendet. Und außerdem habe sie die künftigen Festnetz-Konkurrenten gar nicht vom slowakischen Telekom-Markt fernhalten können, da sie dort z.B. mit verschiedenen Internet-Dienstleistungen schon längst vertreten seien.(APA)