"Ich bin zwar nicht oft zu Hause, aber wenn, dann fühle ich mich bei FM4 schon sehr wohl."

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Auf seine Ausbildung angesprochen, wird Thomas Edlinger bescheiden: "Ja, ich habe Germanistik, Philosophie und Publizistik studiert und abgeschlossen", gibt er fast demütig zu: "Aber das muss man echt nicht erwähnen. Das hat nur auf der Bank einmal was gebracht", setzt er nach.

Besonderen Geltungsdrang kann man dem gelassen wirkenden und zur Unrasiertheit neigenden FM4-Mitarbeiter tatsächlich nicht unterstellen. Der 1967 in Wien Geborene ist eine Hälfte von "Im Sumpf", jener Sonntagssendung, die er mit Fritz Ostermayer gestaltet und die für viele FM4-Hörer der intellektuelle Außenposten des Senders ist.

Edlinger: "Der 'Sumpf' ist eine Freifläche, auf der man abseits eines biologischen Jugendkults arbeiten kann." Ein Privileg ebenso wie der Umstand, "dass der 'Sumpf' keine Redaktion hat, demnach gestalterische Freiheiten bietet, die nur von der eigenen Faulheit eingeschränkt werden."

"Angefixt" wurde Edlinger von der Ö3-Musicbox. Sie und seine "Affinität zur Sprache" haben ihn zum Radio geführt. Dieser Affinität frönt er auch als Herausgeber mehrerer Bücher, etwa der Gutmenschenprotokolle, einer "Sammlung von Gebrauchstexten aus dem 'Sumpf'." Daneben arbeitet er als freier Kurator des Kunstmuseums Lentos in Linz: eine Tätigkeit, die seine Themenwahl im "Sumpf" beeinflusst, die von schweren Fragen wie "Was wollen Bilder?" bis zur "Rache der Rumms-Bumms-Musik" reicht. Drei aktuelle hedonistische Highlights, bitte? Edlinger: "Das Buch Train Dreams von Denis Johnson, die neue CD von Brian Eno und die Konzert-DVD von Morrissey."

Größte Peinlichkeit "on air"? "Wir machen mittlerweile so wenige Livesendungen, dass Fehler meistens ausgebessert werden. Vielleicht ist das aber an sich schon peinlich genug." Letzte (arbeitgeberloyale) Frage: Are you at home, baby? Edlinger: "Ich bin zwar nicht oft zu Hause, aber wenn, dann fühle ich mich bei FM4 schon sehr wohl." (Karl Fluch/DER STANDARD, Printausgabe, 3.8.2005)