Wien - Der Aufbau eines österreichweiten digitalen Blaulichtfunknetzes ist nach erheblichen Anlaufschwierigkeiten auf Schiene. In Tirol soll das Netz im Jänner 2006 in Betrieb gehen, in Niederösterreich Ende 2007. Auch in Wien wird der Aufbau vor dem Hintergrund der Terroranschläge in London und der österreichischen EU-Präsidentschaft auf das Frühjahr 2006 vorgezogen, in der Steiermark soll das Netz bis Ende 2007 stehen, berichtete der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Tetron, Bernhard Krumpel, im Gespräch mit der APA. Bis 2009 sollen auch die restlichen Bundesländer dazu kommen.

Ursprünglich hätte das Behördenfunknetz bereits 2005 im Vollausbau in Betrieb gehen sollen. Das ursprüngliche Betreiberkonsortium master-talk, an dem Siemens, die Wiener Stadtwerke, Raiffeisen und der Verbund Anteile hielten, hatte im Juli 2002 den Zuschlag für das "Adonis" genannte Netz erhalten. Nach Streitigkeiten mit dem Innenministerium wurde der master-talk-Vertrag jedoch Ende Juni 2003 gekündigt, das Prestigeprojekt wurde neu ausgeschrieben und im Juni 2004 an das Motorola-Alcatel-Konsortium Tetron vergeben.

Die Kosten

Der Aufbau des so genannten Tetra-Netzes, das von allen Rettungsorganisationen, Exekutive und Feuerwehr genutzt werden soll, kostet 133 Mio. Euro. Mit 1.200 Standorten für Netzstationen sollen bis 2009 95 Prozent der Bevölkerung abgedeckt werden. Über die Betriebskosten schweigt sich Tetron aus. Die Gesamtkosten würden zu 80 Prozent vom Bund und zu 20 Prozent von den Ländern getragen, hieß es.

Erheblich sind jedenfalls die Anschaffungskosten für die neuen digitalen Funkgeräte von Nokia, Motorola und Sepura. Ein Gerät koste rund 700 Euro, derzeit seien in Österreich rund 40.000 bis 60.000 Funkgeräte von Blaulichtorganisationen im Einsatz, so Krumpel. Daraus errechnen sich Anschaffungskosten von bis zu 42 Mio. Euro. Der Austausch der bisher analogen Geräte werde daher sukzessive passieren, um die Finanzen der Blaulichtorganisationen zu schonen.

Steiermark unterschreibt

Heute, Dienstag, hat das Land Steiermark die Digitalfunk-Vereinbarung mit dem Bund unterzeichnet. Dort soll das Netz ebenso wie in Niederösterreich bis Ende 2007 stehen. Mit Salzburg und dem Burgenland sei man derzeit "in Gesprächen" und für einen Abschluss "optimistisch". In Kärnten, wo ein umfassenderes Netz als in anderen Bundesländern geplant ist, könnte das Netz etwas später - also 2009 - in Betrieb gehen, ebenso in Vorarlberg, sagte Krumpel.

Der in Wien auf Grund der Terroranschläge und der EU-Präsidentschaft vorgezogene Netzausbau an der Oberfläche und in den U-Bahnen sei eine "Mammutaufgabe", man gehe derzeit aber davon aus, den für Frühling 2006 geplanten Startzeitpunkt einhalten zu können, so Krumpel. Ein gut funktionierendes Digitalnetz habe beispielsweise auch in London die Arbeiten nach den Terroranschlägen erheblich erleichtert.

Gratis funken

Die Bundesländer stellen für das Blaulichtfunknetz die - vorrangig öffentlichen - Standorte für die Netzstationen zur Verfügung, die Blaulichtorganisationen können laut Plan im Netz 25 Jahre lang gratis funken. Die Stromkosten werden von den Ländern getragen, die Kosten für die Telekomleitungen vom Innenministerium. Von der in Niederösterreich kürzlich beschlossenen Handymasten-Steuer sei das Blaulichtfunknetz nicht betroffen, zumal die Abgabe nur für öffentliche Mobilfunknetze gelte, zu denen das Tetra-Blaulichtfunknetz nicht zähle, so Krumpel.

Tetron beschäftigt 35 Mitarbeiter, weiters wird das Unternehmen beim Netzaufbau von 20 Motorola-Mitarbeitern und 10 Alcatel-Mitarbeitern unterstützt. (APA)