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Tele.ring-Chef Michael Krammer.

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Tele.ring-Betriebsrat Adolf Beauvale.

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Der angedrohte Streik gegen den Verkauf des viertgrößten heimischen Mobilfunkanbieters tele.ring ist vorerst ausgesetzt. Der US-Eigentümer Western Wireless habe der Belegschaft "Sicherheit" angeboten, erklärte tele.ring-Chef Michael Krammer. Dabei geht es um eine mittelfristige Jobgarantie. Über Details werde nun verhandelt, sagte der Vorsitzende des tele.ring-Betriebsrats, Adolf Beauvale, am Dienstag nach einer Betriebsversammlung.

Aufgabe

Ziel des Betriebsrats ist es laut Beauvale jetzt, den Fortbestand des Unternehmens und der Marke tele.ring, so wie den "so vieler Arbeitsplätze wie möglich" sicherzustellen. Ursprünglich hatte die Belegschaft von tele.ring mit sofortigem Streik gedroht, sollte die Verhandlungen über den Verkauf an einen anderen österreichischen Mobilfunkanbieter nicht abgebrochen werden, weil sie dadurch den Verlust eines Großteils der 640 tele.ring-Arbeitsplätze befürchtet hatte.

Als Bestbieter gilt derzeit T-Mobile. Agenturberichten zufolge könnte der Verkauf an die Mobilfunktochter der Deutschen Telekom, schon jetzt Nummer Zwei am österreichischen Handymarkt, für 1,3 Mrd. Euro bereits nächste Woche abgeschlossen werden. Nach den Informationen, die der Betriebsrat von Western Wireless erhalten hat, ist das aber "absolut noch nicht fix".

Angebot

Western Wireless führe keineswegs bereits Exklusivverhandlungen mit T-Mobile, sondern spreche nach wie vor mit mehreren Anbietern, betonte Beauvale. Auch Krammer betonte, dass der Verkaufsprozess nach wie vor im Laufen sei. Gänzlich neue Bieter hält er dabei ebenso noch für denkbar wie, dass bestehende Interessenten (allen voran der US-Finanzinvestor Permira, Anm.) noch einmal ihr Angebot nachbessern könnten.

Support

Zeitungen berichten allerdings in ihrer Mittwoch-Ausgabe, dass T-Mobile bei seinem Offert auf starke Unterstützung bauen kann. Laut übereinstimmenden Meldungen von "Kurier" und "Presse" soll Marktführer und Konkurrent Mobilkom Austria "klammheimlich" das T-Mobile-Angebot mit 100 Mio. Euro mitfinanzieren. tele.ring würde in eine Betriebs- und eine Vertriebs-Gesellschaft geteilt, schreibt die "Presse".

Die Mobilkom würde demnach den Betrieb, also die technische Infrastruktur, von tele.ring erhalten. Die rund 3.200 GSM- und 500 UMTS-Sendeanlagen könnte die Mobilkom für den Ausbau ihres Netzes in Bulgarien verwenden, wird spekuliert. Außerdem würde die Mobilkom auch die 136.000 Festnetz- und Internet-Kunden von tele.ring übernehmen, an denen T-Mobile Austria nicht interessiert sei. T-Mobile dagegen würde nur den Mobilfunk-Vertrieb behalten und tele.ring als Billigmarke weiterführen, heißt es. Offizielle Bestätigungen dafür gibt es nicht.

Unzufrieden

Der Widerstand in der tele.ring-Belegschaft gegen einen neuen Eigentümer T-Mobile ist jedoch groß. Zur Betriebsversammlung waren 600 Mitarbeitern – praktisch alle Beschäftigten – mit Banner mit durchgestrichenem "T" für T-Mobile erschienen. Auf Plakaten hieß es unter anderem in Anspielung auf T-Mobile Werbeslogans "600 Arbeitsplätze sind kein klax", "Wir wollen Arbeiten, nicht relaxen", "A better world for you, but not for us", "Das Mäxchen ist tot, es lebe tele.ring" oder unter Verweis auf die Firmenfarben der beiden Unternehmen "Rot und Magenta nicht nur eine optische Zumutung" bzw. "100 Prozent Anti-Magenta".

Der zuständigen Funktionär der Gewerkschaft Privatangestellter (GPA), Karl Proyer, wertete die Proteste am Dienstabend als Zeichen für die Telekom-Branche, dass sie "vor keinem Eigentümer in die Knie gehen muss, auch wenn er weit weg ist". Es sei bemerkenswert, dass die Beschäftigten der Telekom-Branche beginnen würden, nicht jede Entscheidung mehr zu akzeptieren.

Abbau

Die fünf österreichischen Mobilfunknetzbetreiber, ehemals Wachstumsmotoren am österreichischen Arbeitsmarkt, haben seit Jahresbeginn 2005 laut Unternehmensangaben insgesamt 217 Vollzeitkräfte abgebaut.

In der Mobilfunkbranche herrscht allerdings die einhellige Meinung vor, dass es zu viele Netzbetreiber in Österreich gibt. Eine Konsolidierung gilt als unausweichlich, offen ist lediglich, wer als erster den intensiven Preiswettbewerb nicht verkraftet. Nächster Übernahmekandidat nach tele.ring könnte One sein. Der deutsche Mehrheitseigentümer E.On hat bereits mehrfach seine Absichten zum Rückzug aus dem Unternehmen bekräftigt. (APA)