Dann, nach 18 Uhr, betritt ein Beamter mit randloser Brille und streng gescheiteltem Haar einen schmucklosen Raum, setzt sich an einen noch schmuckloseren Tisch und sortiert vor dem Mikrofon, was geschehen ist und was nur eine Ente war.
Genauso regelmäßig, wie Peter Clarke den Tag bilanziert, sagt er folgenden Satz: "Darf ich bitte damit beginnen, der Öffentlichkeit Dank zu sagen für ihre Unterstützung." Er kehrt nicht den Besserwisser heraus, nicht den Meisterdetektiv à la Sherlock Holmes, vermeidet demonstrative Geheimniskrämerei. Vielmehr wirkt er wie ein Sparkassendirektor, der seinen Angestellten geschäftsmäßig den Stand der Dinge erklärt, auf dass sie möglichst effizient handeln.
Die Rechnung geht auf. Wohl alle entscheidenden Tipps, die zur Festnahme der geflohenen Attentäter führten, kamen von Nachbarn, Verwandten, Bekannten der vier.
Der 50-jährige Clarke, der SO 13 leitet, die Antiterrorabteilung der Londoner Polizei, hielt sich anfangs diskret im Hintergrund. Der Mann, der vor die Kameras trat, war sein Vorgesetzter, Sir Ian Blair. Mit der Zeit sah man Blair die Erschöpfung immer deutlicher an. Clarke, der nunmehr im Rampenlicht steht, sieht immer noch aus, als komme er frisch gestärkt vom obligatorischen Fünfuhrtee. Er wirkt so stressresistent, wie die Londoner auch gerne wären, wenn sie sich morgens aufs Neue in einen U-Bahn-Waggon zwängen. "Ein Detektiv, der unter Druck schnell Ergebnisse erzielt", lobt ihn der linksliberale Guardian, der die Arbeit der Polizei sonst eher kritisch bewertet.
Seit 1977, nach einem Jus- studium in Bristol, dient Clarke bei der Metropolitan Police, besser bekannt als Scotland Yard. Er war Inspektor in Tottenham, Hackney und Brixton, drei Stadtteilen, in denen sich Einwanderer aus den Exkolonien des Empire ansiedelten, wo es Multikultiflair gab, aber auch Spannungen. Von 1997 bis 2000 kommandierte der Cricket-Fan jene Sondereinheit, die Londons Königspaläste schützt, angesichts nächtlicher Fensterkletterer einer der delikatesten Jobs bei Scotland Yard.