In zwei Wahlkreisen ordnete die Kommission nach einer langwierigen Stimmenauszählung eine Wahlwiederholung an. In einem von ihnen kam es in 19 Wahllokalen zu gar keiner Abstimmung. Die verantwortlichen lokalen Vertreter der CEC wurden laut der albanischen Nachrichtenagentur ATA suspendiert. In dem anderen Wahlkreis war der Abstimmungsvorgang am 3. Juli für mehr als sieben Stunden unterbrochen. In mindestens zwei weiteren Wahlkreisen ist eine Wahlwiederholung möglich. Ein Großteil der Anfechtungen wurde jedoch abgewiesen.
Test für Stabilität
Die Wahlen galten als Test für die politische Stabilität und demokratische Reife des Balkan-Staates vor dem Hintergrund von Integrationsbestrebungen in die NATO und die EU, mit der Albanien ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen ausverhandelt. "Wahlen, die nicht völlig im Einklang mit internationalen Standards stehen, wären ein ernster Rückschlag für Albaniens Annäherung an die EU", warnte der EU-Außenbeauftragte Javier Solana schon Monate vor dem Urnengang. Das Land gilt als eines der ärmsten Europas. Währen der kommunistischen Diktatur war es nach 1945 bis zur Wende 1989/90 vom Rest Europas und der Welt größtenteils isoliert.
Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die rund 500 Beobachter nach Albanien geschickt hatte, stellte kurz nach der Abstimmung fest, dass "die große Mehrheit der albanischen Wähler" ihr demokratisches Recht "in reifer und ordentlicher Weise ausgeübt" habe, wenn es auch "einige Probleme" gegeben habe. Später beklagte die Staaten-Gemeinschaft zahlreiche Unregelmäßigkeiten: Der Urnengang habe nur "zum Teil" den demokratischen Standards entsprochen, die "verlängerte und unordentliche" Stimmenauszählung sei "in bestimmten Fällen anfechtbar", hieß es.
Unterdessen hat Berisha längst Gespräche über die Bildung einer Regierung unter Führung seiner Demokratischen Partei (PDSh) begonnen. "Wir sind bereit die Regierungsgewalt mit all jenen zu teilen, die zu Reformen beitragen", sagte Berisha, der 1997 als Präsident zurücktreten musste, als der Zusammenbruch dubioser Spargesellschaften Albanien an den Rand eines Bürgerkrieges brachte, der Nachrichtenagentur Reuters. "Ich lade den Prätendenten auf das Amt des Ministerpräsidenten ein, sich zu beruhigen und keinen Parallel-Staat zu errichten (...) Die Regierung nimmt nach wie vor ihre Pflichten wahr", entgegnete der noch amtierende Premier und Erzfeind Berishas, Fatos Nano. Kurz nach der Wahl hatten sich beide ihre Blöcke zum Sieger erklärt.
Albaniens Präsident Alfred Moisiu zeigt sich unterdessen staatstragend. Er mahnte Regierung und Verwaltung an, ihre Arbeit in der "Nachwahlperiode", da es kein offizielles Endergebnis gibt, fortzusetzen. Am Dienstag bekräftigte er bei einem Besuch in Vlora (Südalbanien) seine Entschlossenheit, die Verfassung und das Wahlgesetz durchzusetzen. Die Bürger der Stadt lobte er: Sie seien den albanischen Politikern "zehn Schritte voraus".