Wien/Austin/München - Das österreichische Forschungszentrum für Virtual Reality und Visualisierung (VRVis) in Wien wurde jetzt mit dem ersten Preis für das beste Visualisierungs-Anwendungs-Projekt auf der IEEE Visualization Conference in Austin/Texas und dem Karl-Heinz-Höhne MedVis-Award der Deutschen Gesellschaft für Informatik und der Firma Brainlab ausgezeichnet. Das gemeinsam vom VRVis und der Universitätsklinik für Neurochirurgie des AKH Wien entwickelte und international prämierte Computerprogramm STEPS ermöglicht mit Hilfe endoskopischer Operationssimulation das virtuelle Training und eine patientenindividuelle Planung von Eingriffen an Tumoren der Hirnanhangsdrüse.

Individuelle Planung wichtig vor dem Eingriff

Am Anfang des Projektes - so eine Aussendung am Mittwoch - stand die Vision der Chirurgen der Universitätsklinik für Neurochirurgie des AKH Wien (Vorstand: Univ.Prof.Dr. Engelbert Knosp) mit Hilfe einer patienten-individuellen computergestützten Planung die Risiken für Patienten bei minimalinvasiven endoskopischen Eingriffen zur Entfernung von Tumoren der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) zu verringern. Daraufhin wurde ein Programm entwickelt, das neueste interaktive Visualisierungs- und Simulationstechniken mit dem anspruchsvollen Anforderungsprofil der Neurochirurgen vereint.

Dazu Prof. Knosp: "Die Endoskopie wird seit kurzem bei transnasalen Eingriffen an der Hypophyse eingesetzt (Zugang über die Nase, Anm.). Diese minimal invasive Technik erlaubt eine optimale Darstellung anatomischer Strukturen und somit eine möglichst vollständige Tumorentfernung auch in entlegenen Bereichen. Um die neue Technik sicher zu beherrschen, sind allerdings spezielles Training und präoperative Eingriffsplanung entscheidend."

Wirklichkeitsgetreue Darstellung

Anhand der mittels Computertomographie (CT) und Magnetresonanz (MR) erstellten Patienteninformationen wird eine virtuelle und wirklichkeitsgetreue Darstellung der Schädelinnenräume, der Blutgefäße, der Sehnerven, der Hypophyse und des Tumors erstellt. Das virtuelle Patientenmodell dient dem Operateur zur präoperativen Planung des Eingriffes und kann auch zu Übungszwecken für angehende Neurochirurgen herangezogen werden.

Dazu Dr. Katja Bühler, Leiterin der Forschungsgruppe Medizinischen Visualisierung des VRVis: "Ein zentrales Thema des Forschungsprojektes war die Entwicklung verschiedener qualitativ hochwertiger Visualisierungsmethoden, die speziell auf die Bedürfnisse der Neurochirurgen zugeschnitten sind. Dazu gehört z.B. die möglichst genaue Simulation der optischen Verhältnisse einer echten Operation. Weiches, knorpeliges und knochiges Gewebe kann anhand der Farbgebung erkannt und der Weg des Endoskops durch die Nase zum Tumor so optimal geplant werden."

Der für die Operationsplanung wichtigste Beitrag ist die Möglichkeit, in Wirklichkeit unsichtbare Strukturen, wie z.B. Blutgefäße und Sehnerven hinter einer Knochenwand oder anderen Gewebsschicht, sichtbar zu machen. Die Expertin: "Diese Visualisierungsmethode erlaubt dem Chirurgen den Zugang zum Tumor so zu planen, dass eine potenzielle Gefahr für den Patienten minimiert wird." (APA)