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Wien/Eisenstadt - Zum Schluss ging alles blitzschnell: Investor Mirko Kovats kauft die Bank Burgenland. Das haben Kovats und Landeshauptmann Hans Niessl am Mittwoch bekannt gegeben - nachdem der STANDARD einen entsprechenden Exklusivbericht veröffentlicht hatte. Erst Mittwochfrüh wurden die Details des 110-Millionen-Euro-Deals fixiert.

Das Unternehmen, das die Anteile an der Bank halten wird - die Tusase-Beteiligungs GmbH, eine 100-prozentige Tochter von Kovats' M.U.S.T. Privatstiftung - war in aller Schnelle gegründet worden: Der Gesellschaftsvertrag wurde am 1. August errichtet, der Fantasie-Name gewählt, weil am Wiener Handelsgericht gerade der für den Buchstaben "T" zuständige Richter Dienst tat.

Im Handelsregister eingetragen wurde die neue Mutter der Bank Burgenland dann am gestrigen Mittwoch, der übrigens der 57. Geburtstag von Mirko Kovats gewesen ist.

Preis-Carpaccio

Der Kauf der im Landeseigentum stehenden Bank, die wegen der Howe-Pleite Steuergelder von in Summe fast 400 Mio. Euro verschlingen wird, erfolgt allerdings in Etappen. Zunächst übernimmt Kovats 49 Prozent, erst 2007 bzw. 2008 (2007 läuft gesetzesbedingt die Landeshaftung aus) den Rest.

Auch bezahlt wird scheibchenweise - nämlich ab Ende 2006 bis 2012, in insgesamt sieben ansteigenden jährlichen Raten. Laut Niessl hat das Land eine "harte Patronatserklärung" für die 110 Mio. Euro in Händen. Soll heißen: Wenn alle Stricke reißen, steht die Privatstiftung für den Kaufpreis gerade.

Freilich könnten sich die 110 Mio. Euro, in denen auch alle Beteiligungen der Bank inkludiert sind, noch verringern: Entscheidet Kovats innerhalb von drei Monaten nach dem Closing, die Beteiligungen doch nicht zu wollen, muss das Land sie zum Buchwert zurücknehmen.

"Kein Problem", beruhigt ein Eisenstädter Beamter sofort, "das Land zahlte trotzdem nicht drauf." Zum Vergleich: Mitbieter Raiffeisen hat 85 Mio. Euro für die Bank geboten, allerdings ohne Beteiligungen.

Vetorecht

Das wirtschaftliche Sagen in der Bank, die Eigenkaptal von 87 Mio. Euro hat und in der ein Verlustvortrag von 380 Mio. Euro schlummert, steht dem neuen Eigentümer zu. Das Land soll sich "für wichtige Bereiche" ein Vetorecht ausbedungen haben, heißt es.

Kovats umschrieb seine Pläne so: Er wolle das "volkswirtschaftlich bedeutsame" Institut durch die Ausweitung der Geschäftsbereiche wieder profitabel machen; erwirtschaftete Gewinne sollen "zunächst" in der Bank bleiben. (Im ersten Halbjahr gab es allerdings nur ein hauchdünnes Plus.)

Kovats, der garantiert, die Bank "in vollem Umfang und als‑ Regionalbank zu erhalten", knapp: "Es gibt noch viel zu tun." Zum Beispiel will er in den vom Wiener Anwalt Christoph Herbst präsidierten Aufsichtsrat einziehen.

Expansion

Zudem plant der frisch gebackene Bankier, dem Institut Geschäftsfelder wie Wertpapierhandel und diverse Finanzdienstleistungen hinzuzufügen, den Markt Ungarn auszubauen und allenfalls in die Slowakei zu expandieren.

Kooperationen mit der M & A Privatbank, an der Kovats und sein Partner Ronny Pecik wesentlich beteiligt sind, sind eher unwahrscheinlich. M-&-A-Präsident René Alfons Haiden: "Wir sind eine Spezialbank für Vermögensverwaltung, ich sehe keinen Berührungspunkt mit der Bank Burgenland. Aber", so räumt er ein, "vielleicht hat Herr Kovats auch da Fantasie."

Der Chef der überdribbelten Mitbieterin Raiffeisen Burgenland, Julius Marhold, kommentiert den Deal naturgemäß skeptisch: "Das Land übergibt die Verantwortung an jemanden ohne Bankerfahrung und haftet zunächst weiter. In zehn Jahren werden wir sehen, wer die Zeche zahlt." (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 04.08.2005)