Wien - Der Sieger eines Ideenwettbewerbs für einen Neubau am Bauernmarkt 21 in der Wiener Innenstadt soll heute, Donnerstag, gekürt werden. Doch schon vorher steht fest, dass dieses Vorhaben nicht nur einen, sondern gleich mehrere Schönheitsfehler aufweist.

Der erste und gewichtigste: Das alte Haus darf - derzeit - gar nicht abgerissen werden. Hausbesitzer Martin Lenikus hatte den Abbruch des Gebäudes beantragt. Im Büro von Wohnbaustadtrat Werner Faymann (SP) heißt es dazu: "Diesen Montag war Ortsverhandlung mit der Baupolizei, und die hat festgestellt, dass die Abbruchreife aus derzeitiger Sicht nicht gegeben ist." Daher sei auch kein Abbruchauftrag erteilt worden.

Ein Räumungstermin Lenikus habe zwar ein Gutachten vorgelegt, "aber das hat die Abbruchreife nicht nachgewiesen", heißt es im Faymann-Büro. Lenikus wiederum hatte kürzlich erklärt, dass das Haus kurz vor dem Einsturz stehe, und so versucht, die letzten Mieter herauszubekommen: die legendäre Broadway Piano Bar und den - einschlägig - ebenso legendären Nachtklub Nina-Bar. Es war sogar ein Räumungstermin festgelegt worden, da akute Einsturzgefahr bestehe. Auch damals sei die Baupolizei angerückt "und hatte keine Gefahr in Verzug festgestellt", wird im Büro des Wohnbaustadtrates betont.

Weiters hatte der Wiener Planungsdirektor Arnold Klotz betont: "Das Gebäude befindet sich in einer Schutzzone und stellt ein einheitliches Ensemble mit den umliegenden Objekten dar. Allein daraus ergibt sich, dass auch aus Sicht der Stadtplanung das Abrissansuchen des Eigentümers sehr genau und sorgsam geprüft wird."

Planer abgesprungen Der Architektenwettbewerb für den geplanten Neubau hat allerdings auch noch einen weiteren Schönheitsfehler: Nach einem ersten Bericht im STANDARD hatte Wolfgang Bürgler im Namen des Teams LIMIT Architects mitgeteilt: Durch den Bericht seien ihnen "die näheren Umstände im Zusammenhang mit dem Haus am Bauernmarkt 21 bekannt" geworden. Aus diesem Grunde sehe sich LIMIT Architects gezwungen, von der Teilnahme am Ideenwettbewerb Abstand zu nehmen.

Lenikus hatte mit einer Sachverhaltsdarstellung reagiert, in der er erklärte, "dass sich das Haus in einem statisch außerordentlich bedenklichen, dramatisch schlechten, jedenfalls irreparablen Zustand befindet".

Dies kann die Baupolizei nicht nachvollziehen - die letzten Mieter hingegen berichten, dass nach Übernahme des Hauses durch Lenikus unter anderem Türen, Fenster und Heizkörper entfernt, Böden abgeschliffen oder herausgerissen, der Lift demoliert und Putz abgeschlagen worden sei. (DER STANDARD-Printausgabe, 04.08.2005)