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"Hexen - Magie, Mythen und die Wahrheit" in "kreuz&quer" auf ORF 2.
Foto: APA/MOMA
Wien - Hexen beflügeln auch heute noch die Fantasie der Menschen, sie erwecken Assoziationen an rothaarige Schönheiten und bucklige Alte, beschwören Bilder von Magie, Folter und Scheiterhaufen. Die dreiteilige "kreuz&quer"-Dokumentation "Hexen - Magie, Mythen und die Wahrheit" von Jan Peter und Yuri Winterberg beleuchtet Hexenkult und Hexenverfolgung aus moderner Perspektive und stützt sich dabei auf sensationelle Funde in den Archiven der römischen Inquisition.

Bei der Kombination von Dokumentar- und Spielfilmelementen stützt sich "kreuz&quer: Hexen - Magie, Mythen und die Wahrheit" auf neueste historische Forschungen und führt zu Originalschauplätzen der Hexenverfolgung in ganz Europa. In der szenischen Umsetzung geben prominente SchauspielerInnen wie Anja Kling, Sylvester Groth, André Hennicke und Dieter Mann den historischen Figuren Gestalt und erwecken Geschichte zum Leben. So entsteht das Bild einer Wirklichkeit, deren Dramatik jede Legende übertrifft.

>>> "Hexensabbat"

"Hexensabbat": Wie der Wahn beginnt

Der erste, bereits ausgestrahlte Teil, "Hexensabbat", beginnt im Jahr 1390 in Mailand: Auf dem Scheiterhaufen brennt die junge Pierina, angeklagt der Hexerei, verurteilt von der Inquisition. Die Kirche tritt in ein dunkles Zeitalter ein. Die Hexenjagd beginnt. Bis dahin hatte die katholische Kirche den Glauben an magische Kräfte als naive Fantasie ungebildeter Menschen abgetan. Doch mit dem ausgehenden Mittelalter verschiebt sich die Wahrnehmung. Nachdem die Inquisition die großen Ketzerbewegungen beseitigt hat, sucht sie das Böse nun anderswo. Fündig wird sie bei den vermeintlichen Magierinnen und Magiern.

Auch gelehrte Theologen beginnen zu glauben, was das Volk längst weiß: Hexen fliegen durch die Nacht, vereinen sich mit dem Teufel, schicken Hagel und Tod. Nur zu gern folgt man dem elsässischen Mönch Heinrich Kramer, der in seinem "Hexenhammer" vermeintliche Hexen nicht nur detailliert beschreibt, sondern auch die Methoden von Verhör und Folter mitliefert. Das mit Hilfe des gerade erst erfundenen Buchdrucks weit verbreitete Werk entfaltet unheilvolle Wirkung.

>>> "Scheiterhaufen"

"Scheiterhaufen": Verfolgung durch katholische und protestantische Richter

Deutschland im Dreißigjährigen Krieg: Im Land regieren Chaos, Hunger und Elend. Die Schlachten, aber auch Plünderungen und Brandschatzungen fordern Millionen Tote. Noch bevor der Prager Fenstersturz 1618 Europa in den Krieg reißt, hatten Missernten und Wetterkatastrophen das Land nahezu in eine apokalyptische Stimmung versetzt. Es ist der Nährboden, auf dem es zwischen 1560 und 1640 zu einer Hexenverfolgung ohnegleichen kommt. Auf den Scheiterhaufen sterben nicht nur Frauen - ein Viertel aller im Lauf des Hexenwahns Angeklagten waren Männer.

Unter den Verfolgern finden sich Katholiken wie Protestanten. Beriefen sich die einen auf den "Hexenhammer" von Heinrich Kramer (lateinisch: Henricus Institoris), rechtfertigten sich die anderen mit dem Alten Testament. Vom Liebesgebot der Bibel haben sich beide abgewandt. Kritische Stimmen werden nur vereinzelt laut. Die wenigen, die es gibt, kommen erstaunlicherweise aus der Kirche selbst: in Deutschland vom Jesuiten und Dichter Friedrich Spee von Langenfeld, in Rom vom mächtigen Inquisitor Francesco Albizzi. Retten können sie nur wenige.

>>> "Walpurgisnacht"

"Walpurgisnacht": Heinrich Himmlers Sonderauftrag

1935 entsteht in Nazi-Deutschland ein sagenumwobener Sonderauftrag zur Erforschung der Hexen, kurz H-Sonderauftrag genannt. Initiiert wird er von einer der verbrecherischsten Personen des Dritten Reichs: Heinrich Himmler. Akribisch werden auf Zehntausenden Karteikarten die Namen und Schicksale von mittelalterlichen Hexen, deren Denunzianten, Richtern und Henkern festgehalten. Dazu notieren die Leute vom Sicherheitsdienst des Reichsführers SS Foltermethoden, erpresste Geständnisse, Art der Hinrichtungen. Die SS-Forscher wollen beweisen, dass die Hexen einer alten "arischen" Religion gehuldigt haben. Diese Religion will Himmler wieder erwecken. Und die "Forscher" suchen Belege für ihre These, die Hintermänner der mittelalterlichen Hexenjagd seien Juden gewesen. Erst der Zusammenbruch des Dritten Reichs 1945 macht dem okkulten Treiben ein Ende. Doch das Thema Hexen ist damit längst nicht aus den Köpfen der Menschen verschwunden. (red)