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Foto: APA/OEAI/ANGELIKA KRINZINGER
Wien - Man könnte ihn als Österreichs "Chef-Archäologen" bezeichnen, auch wenn er selbst das sicher nicht gerne hören würde. Unbestritten ist, dass Friedrich Krinzinger einer der führenden Archäologen des Landes ist, der seit mehr als zehn Jahren das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI) leitet und damit auch die Federführung bei Österreichs internationaler Top-Grabung in Ephesos inne hat. Am Samstag wird Krinzinger 65 Jahre alt.

Krinzinger, geboren am 6. August 1940 in Sipbachzell (Bezirk Wels) in Oberösterreich, absolvierte ein Studium der Klassischen Archäologie und Klassischen Philologie an den Universitäten Wien und Innsbruck. Im Jahr seiner Habilitation (1979) wurde er zum Leiter der "Magna Graecia-Forschungsstelle" am Institut für Klassische Archäologie der Uni Innsbruck bestellt, 1985 ebendort zum außerordentlichen Uni-Professor ernannt. Ein Jahr später erhielt Krinzinger die Grabungskonzession für Velia (griech.Elea) in der italienischen Provinz Salerno, die seither jährlich erneuert wurde.

ÖAI-Direktor

1989 wurde der Wissenschafter ordentlicher Professor für Klassische Archäologie an der Universität Wien, 1992 Mitglied des ÖAI und 1994 schließlich dessen Direktor. Im gleichen Jahr übernahm er die Forschungsstelle Archäologie an der Akademie der Wissenschaften, aus der im Jahr 2000 das Institut für Kulturgeschichte der Antiken wurde. Seit 1998 leitet er die österreichischen Ausgrabungen in Ephesos. 2001 wurde Krinzinger mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, 2004 mit dem Ehrendoktorat der Universität Bologna ausgezeichnet.

Mit der Leitung des ÖAI, das zwei Zweigstellen in Athen und Kairo besitzt, übernahm Krinzinger, der mit der bekannten Wiener Galeristin Ursula Krinzinger verheiratet ist, auch die Verantwortung für die beiden Grabungsschwerpunkte in Ephesos (Türkei) und Carnuntum (NÖ). In seine Amtszeit fiel u.a. ein Paradigmenwechsel bei den Arbeiten in Ephesos weg von neuen großflächigen Ausgrabungen hin zur Konservierung und Publikationstätigkeit. Zudem zeichnete der Forscher für die Überdachung der sogenannten Hanghäuser verantwortlich. Dieses Schutzgebäude wurde im Jahr 2000 eröffnet, heuer wurde mit der Errichtung von Besucherstegen begonnen, um die bestens erhaltenen antiken Luxus-Appartements auch der Allgemeinheit zugänglich zu machen.

Herausforderungen

Gerade letzteres Projekt zeigt die Herausforderungen für die Archäologen in Ephesos, das jährlich von annähernd zwei Mio. Touristen besucht wird. Es geht darum, "ein Gleichgewicht zwischen touristischer Nutzung, Denkmalpflege und wissenschaftlicher Arbeit" herzustellen, wie Krinzinger im Gespräch betonte. Der Archäologe hat zudem erste Schritte zur Einrichtung eines Restaurierungszentrum in Ephesos gesetzt. Nachdem das ÖAI auf Grund der Ausgliederung der Universitäten organisatorisch nicht mehr an der Uni Wien hängt, arbeitet Krinzinger derzeit auch an einer neuen Organisationsstruktur für das Institut. (APA)