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Starauflauf in Irdning.

Foto: APA/Hofstetter
Irdning - David Beckham dreht sich vom Beachvolleyballplatz weg und den Kindern zu, ergreift einen Stift und ein bittend hingehaltenes Blatt Papier, und schon kreisen sie ihn ein. Das Beachvolleyfußballmatch mit Zidane (kehrt ins Nationalteam Frankreichs zurück), dem Neuen "The Beast" Baptista, Helguera, Figo, Roberto Carlos und Ronaldo ist Nebensache. "Stop it!" schnappt Carlos. Beckham streicht einem blonden Buben von vielleicht fünf Jahren zärtlich und entschuldigend über die Haare. Lächelt entschuldigend. Und einen Moment lang versteht man, warum die Kinder auf diesen lieben Lackel abfahren.

Die Übung in der Sandgrube bildet den Abschluss des ersten Arbeitshalbtages eines Trainingscamps in Irdning. Nach einer zweiwöchigen Asientournee, auf der Real Madrid seine zweibeinigen Markenartikel um rund 20 Millionen Euro verkaufte, beginnt die Vorbereitung auf die Ende August beginnende spanische Meisterschaft. "Heuer werden wir Titel gewinnen müssen", sagt Roberto Carlos, "und alle Heimspiele." Zur Auswahl stehen die Meisterschaft, der Cup und die Champions League. Das abgelaufene Spieljahr beendete Real als Zweiter, vier Punkte hinter dem FC Barcelona.

"Trainer Luxemburgo wird es schwer haben, die richtige Mannschaft auszuwählen", sagt Carlos, denn Real hat nicht nur Baptista, sondern auch den neuen brasilianischen Shootingstar Robinho (für fünf Jahre) verpflichtet. Daher wird außer Figo ("ich spiele oder gehe!") wahrscheinlich auch Michael Owen abreisen, man sagt, zurück nach England in die Premier League (Newcastle?). Dort wurde sein Stammklub Liverpool Fünfter, holte aber so nebenbei den CL-Titel.

Die Trainingscamps in der Steiermark haben Mitte der 90er mit einem Aufenthalt von AS Roma in Kapfenberg begonnen. Mittlerweile leitet Nik Pichler, der die Italiener damals betreute, ein Tochterunternehmen des Landes Steiermark, das heuer 19 ausländische Klubs hereinholte. Die meisten zahlen für die steirische Idylle, Real Madrid kriegt den Aufenthalt im Schloss Pichlarn und das Büro, den Platz des AT Irdning, gratis. Das Land kann mit den Gästen werben und ein Gastspiel vermarkten. Diesmal kaufte sich der Sponsor des ASK Schwadorf, Trenkwalder, die Partie um 30.000 Euro.

In den ersten vier, fünf Jahrzehnten des Fußballs waren Spieltourneen zwecks Gelderwerb international üblich, der Brauch scheint sich wieder einzubürgern, Real, ManU und andere grasen vor allem den lukrativen asiatischen Markt ab, ManU gilt dort nach Coca als die zweitstärkste Marke, Beckham ist ein so stark nachgefragter Artikel, dass Real die Kosten für ihn durch den Verkauf von Beckham-Leiberln refinanzierte.

Nun beginnt "die eigentliche Vorbereitung", wie der brasilianische Trainer Reals, Vanderlei Luxemburgo, sagt. Erst trabten sie zehn Minuten, dann ein Zirkeltraining (30 Sekunden Belastung, 30 Sekunden Pause), dann ein schnelleres Läufchen, wieder Zirkeltraining, ein weiteres Läufchen und ein Spaßkick im Sand. Vor allem Ronaldo schien erheblich geschlaucht von der Asientournee (40.000 Kilometer). Er hievte sich beim Wechselspringen nur mit Mühe über eine Schnur (40 cm hoch). Und mit Pausen. Vielleicht täuscht das ja, und der schleppt sich bei jedem Training so ökonomisch über den Platz. Vielleicht ist das auch eine Art Drehzahlbegrenzer einer höheren Weisheit. Sonst würde der Typ jedes Jahr 180 Tore schießen. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 5. August 2005, Johann Skocek)