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Der österreichische Mobilfunkmarkt erlebt die erste Fusion seiner Geschichte: Der viertgrößte heimische Mobilfunkanbieter tele.ring soll nach monatelangen Verhandlungen an die Nummer zwei T-Mobile verkauft werden. Bei der Muttergesellschaft von T-Mobile, der Deutschen Telekom, hat der Aufsichtsrat am Donnerstagnachmittag grünes Licht für die Übernahme gegeben. Der Aufsichtsrat habe einem Angebot für tele.ring zugestimmt, sagte ein Konzernsprecher am Donnerstag in Bonn.

T-Mobile Austria-Chef Georg Pölzl erwartet nun, dass spätestens bis Montag der Kaufvertrag unterzeichnet wird. Ausverhandelt würden nur noch Detailformulierungen, sagte Pölzl nach der Aufsichtsratssitzung zur APA. Verhandlungen über den Kaufpreis gebe es nicht mehr. Wie berichtet, soll T-Mobile laut Brancheninformationen 1,3 Mrd. Euro für den Konkurrenten bezahlen. Pölzl wollte das noch nicht bestätigen.

Die kartellrechtliche Genehmigung und damit das endgültige Closing erwartet der T-Mobile-Manager noch heuer. Danach wird tele.ring in die T-Mobile Austria integriert. Scott Ford, Chef des US-Telekomkonzerns Alltel, der zu Wochenbeginn selbst den bisherigen tele.ring-Eigentümer Western Wireless übernommen hatte, erklärte am Donnerstag ebenfalls in einer Telefonkonferenz, dass der Verkauf des österreichischen Tochterunternehmens jedenfalls bis Jahresende abgeschlossen sein solle - auch wenn er sich noch nicht auf den Verkauf an T-Mobile festlegen wollte.

T-Mobile weitet durch die Übernahme von tele.ring seinen Kundenstock in Österreich um ein Drittel auf rund 3 Millionen aus und rückt damit knapp an den Marktführer, die Telekom Austria-Tochter Mobilkom (A1), mit 3,3 Millionen Kunden heran. Der Erwerb ist die erste große Firmenübernahme der Deutschen Telekom seit VoiceStream (heute: T-Mobile USA) im Jahr 2000.

Der Übernahme waren in den vergangenen Tagen heftige Proteste der rund 640 tele.ring-Mitarbeiter vorangegangen. Sie fürchten durch die Fusion den Verlust eines Großteils ihrer Arbeitsplätze und drohten deshalb dem Eigentümer mit Streik.

Praktisch zeitgleich mit dem grünen Licht aus Deutschland für die Fusion haben sich Betriebsrat und Western Wireless aber am Donnerstag auf ein Absicherungsmodell geeinigt. Demnach wird es über die gesamte Belegschaft noch über den Zeitpunkt der Fusion hinaus eine mittelfristige Jobgarantie geben. Wie diese jetzt von Western Wireless gewährte Garantie auch noch unter einem neuen Eigentümer T-Mobile rechtlich weiterwirken kann, wird derzeit noch geprüft. Außerdem bekommt jeder Mitarbeiter - unabhängig davon, ob er vom neuen Eigentümer übernommen wird - bei Abschluss des Deals eine Einmalzahlung, die sich im Bereich um die sechs Monatsgehälter bewegen dürfte.

Laut Insidern dürfte die Fusion von T-Mobile und tele.ring in den nächsten eineinhalb Jahren rund 220 Jobs kosten - das entspricht 10 Prozent der Gesamtbelegschaft von - in Vollzeitkräften - zusammen 2.200 Mitarbeitern. Der Betriebsrat dagegen fürchtet nach wie vor, dass bei dem Zusammenschluss in Summe bei den beiden Mobilfunkern und den Zulieferbetrieben bis zu 1.000 Jobs verloren gehen könnten.

Der praktisch fixen Fusion war abgesehen von den teils heftigen Protesten auch ein spektakulärer Verkaufspoker vorausgegangen, bei dem T-Mobile zwischenzeitlich bereits aus dem Rennen war. Neben den Deutschen hatten sich auch der drittgrößte österreichische Handynetzbetreiber One mit dem deutschen Energiekonzern E.ON im Hintergrund, die niederländische KPN sowie mehrere internationale Finanzinvestoren für tele.ring interessiert.

Zuletzt war auch noch ein Investor aus Ägypten, Naguib Sawiris, der vor wenigen Wochen bereits den italienischen Mobilfunker Wind gekauft hatte, als "weißer Ritter" gehandelt worden. Sawiris soll laut Informationen aus dem Unternehmen erst am Mittwoch dieser Woche überraschend ein Gegenangebot für tele.ring in Aussicht gestellt haben, damit allerdings nicht mehr zu Western Wirless-Chef John Stanton bzw. der mit dem Verkauf von tele.ring betrauten Deutsche Bank vorgedrungen sein.(APA)